: Kaffeesatz-Geschichte
■ Aromafrisch gefilterte Bilder aus dem Leben der Bohne
Das sieht so putzig aus: Braungebrannte Mulatten und Mestizen balancieren diese niedlichen 50 Kilo-Kaffesäckchen auf den etwas antiquiert wirkenden Schaufelraddampfer: Echte
Der Kaffeesackträger
Mississippi-Nostalgie mit echtem Negerschweiß. Ja, die Kolumbianer haben es doch gut: immer an der Sonne draußen, bei schönem Wetter, und für den Stundenlohn, den sie als Kaffeeträger verdienen, könnten sie sich glatt eine gute Tasse Eduscho-Kaffee im Stehausschank auf der Obernstraße leisten. Und eine Wohnlage haben diese netten Trägerhütten aus Bambus: direkt am Fluß, unter Bananenstauden, malerisch -tropischer Hintergrund direkt zum reinsetzen. Die Hütten werden natürlich nur zur Zeit der Kaffeeernte bewohnt, saisonal, sozusagen, und die Träger kommen damit gut zurecht (unter uns: die wollen ja auch gar nicht arbeiten, das ist eine Mentalitätsfrage).
Könnte es sich bei dieser Ausstellung von „Bildern aus der Geschichte des Kaffees“, die der Bremer Kaffeeröster Eduscho in der Sparkasse am Brill zeigt, um Schönfärberei halten?
Die Oberaufsicht über die Ernte haben Gott sei Dank die Weißen, gestern wie heute. Da sitzt einer mit Sonnenhut in einer improvisierten Hütte (wie hält der das bloß aus bei dieser Hitze?) und läßt sich von einem Lakaien mit einem Bananenblatt frische Luft zufächeln. Vor ihm türmen sich Berge von Kaffeebohnen. Katalogtext: „Hier prüft ein Aufseher die Qualität des Pflückgutes, grüne oder gelbe Kirschen dürfen nicht darunter sein, weil sie letztlich die Qualität negativ beeinflussen würden.“ Und die KaffeepflückerInnen: Exotisch, animalisch, o la la.
Kaffee im 20. Jahrhundert: Die Anbauländer geraten in die Abhängigkeit multinationaler Konzerne. Riesige Anbauflächen überschwemmen den Weltmarkt mit den begehrten Bohnen, um die Preise zu halten, werden ganze Ernten in den Ozean gekippt.
Winterliche Kaffeespeisung
Das revolutionäre Nicaragua soll auf dem Weltmarkt mit Dumping-Kaffeepreisen endgültig ausgeblutet werden: Kaffee ist eine staatliche Existenzgrundlage. Doch halt, die Ausstellung ist schon längst zu Ende, so weit geht die Geschichte bei eduscho nicht. Markus Daschne
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