: „Wilde Maus“
■ Eine Probefahrt im Lunapark - morgen ist traditioneller Faßbieranstich auf dem Frühlingsfest am Lützowplatz!
Sie ist Jahrgang 1950, aber noch ganz schön rüstig. „Wilde Maus“ nennen die Schausteller liebevoll die betagte Achterbahn, die so manchen noch das Fürchten lehrt. Wenn am kommenden Freitag der Lunapark am Lützowplatz zum 22. Mal seine Pforten öffnet, werden die bonbonfarbenen Wagen der Achterbahn wieder im Affentempo über die hölzernen Schienen rattern. Hier muß man sich noch ordentlich festhalten, denn die Kurventechnik löst so manchen Adrenalinstoß aus. Das Fahrgefühl: eine Mischung aus Preßlufthammer und Kettenkarussell. Bedenken ob der Sicherheit der „Wilden Maus“ seien unbegründet, so der Schaustellerverband, da sie trotz ihres hohen Alters den Anforderungen des Technischen Überwachungsvereins entspräche.
Hartgesottene, denen die Achterbahnfahrt zu lasch ist, können ihren Gleichgewichtssinn noch ausgiebiger bei einer Fahrt mit dem fliegenden „Traumboot“ malträtieren. Ein Genuß ist dieses „Überkopf-Vergnügen“ allerdings nur bei Schwindelfreiheit und Nüchternheit. Außerdem wird empfohlen, zuvor Hosen- und Jackentaschen zu entleeren, da für verlorene Gegenstände nicht gehaftet werden kann.
Mit dem traditionellen Faßbieranstich am kommenden Freitag um 17 Uhr eröffnet das Frühlingsfest die diesjährige Volksfestsaison in Berlin. Für den Rummel, der noch bis zum 16. April gehen soll, sorgen insgesamt 105 Schausteller. Täglich von 15 Uhr bis 23 Uhr sind die Fahrgeschäfte in Betrieb. An manchen Tagen ist noch länger geöffnet. Zum ersten Mal sind dieses Jahr auch Künstler, Gaukler und Komödianten aus der DDR mit dabei. Blaskapellen und Rockbands sorgen für Stimmung.
Trotzdem liegt dem Schaustellerverband ein Stein im Magen: einige Volksfestplätze werden in nächster Zukunft anderen Bauvorhaben zum Opfer fallen. Daher hat der Verband jetzt einen Antrag an den Senat gestellt, einen zentralen Festplatz für den Großraum Berlin zu schaffen.
Julia Schmidt
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