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Aufwind für DDR-Denkmalpflege

■ DDR-Denkmalpfleger: Abschnitte der Mauer als Geschichtsdenkmal / Heute können die BerlinerInnen die Quadriga für lange Zeit zum letzten Mal sehen

Der Generalkonservator im DDR-Institut für Denkmalpflege, Peter Goralszyk, betonte gestern unter Hinweis auf „wildeste Gerüchte“ in bezug auf die Zukunft der Mauer, sein Institut konzentriere sich auf die Erhaltung einzelner Abschnitte als Geschichtsdenkmal. Der Rest sollte im Interesse des ungehinderten Verkehrs zwischen beiden Berliner Stadtteilen beseitigt werden, sagte Goralszyk nach Angaben von 'adn‘. Zu den Planungen über die künftige Gestaltung des Potsdamer Platzes und des Pariser Platzes (Brandenburger Tor) vertrete das Institut die Auffassung, die Geometrie der Plätze zu erhalten, ansonsten jedoch dort neue Gebäude zu errichten.

In Ost-Berlin werden gegenwärtig die Arbeiten am Berliner Dom, an der Neuen Synagoge und am Neuen Museum fortgesetzt, ebenso wie am Deutschen Dom am früheren Gendarmenmarkt neben dem Schauspielhaus. Für die Rekonstruktion des Brandenburger Tores, das inzwischen eingerüstet wurde und dessen Quadriga morgen in das Westberliner Museum für Verkehr und Technik zur Restaurierung gebracht wird, bestehe so starkes Interesse, daß bereits Befürchtungen bestünden, denkmalpflegerische Gesichtspunkte könnten außer Acht gelassen werden, „weil viele Betriebe ihre Produkte ins Spiel bringen wollen“.

Als besonders gefährdete Denkmalobjekte in der DDR nannte der Generalkonservator die Nikolaikirche und das Schloß in Zerbst, die Georgen-Kirche in Wismar, das Schloß Osterstein in Zwickau, das Holländische Viertel in Potsdam, das Schleiermacherhaus in Halle und viele ländliche Schlösser in Mecklenburg. Seit dem 8. März existiert ein „Förderverein für Denkmalpflege auf dem Gebiet der DDR“ mit Sitz in West -Berlin, der eng mit dem Ostberliner Institut zusammenarbeitet.

Goralszyk registrierte einen gewissen Aufwind in der Denkmalpflege in der DDR, jedoch reichten die Mittel bei weitem noch nicht aus. Es gebe noch zu geringe Baureparaturleistungen. Um die Baumaßnahmen besser vorbereiten zu können, sei eine wachsende Zulassung freier Architekten in der DDR erforderlich. Dem zentralen Institut für Denkmalpflege mißt Goralszyk nach vollzogener regionaler Umstrukturierung keine Existenzberechtigung mehr zu. Jedoch sei man in den künftigen Ländern der DDR mit den fünf bestehenden Arbeitsstellen des Institutes auf die Zukunft bestens vorbereitet.

dpa

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