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Gericht schont Exxon-Kapitän

Nur in einem Anklagepunkt schuldig gesprochen / Sündenbocktheorie des Exxon-Konzerns gescheitert  ■  Aus Washington Rolf Paasch

Joseph J. Hazelwood, der Kapitän des vor einem Jahr im Prinz -William-Sund vor Alaska havarierten Öltankers „Exxon Valdez“, ist am Donnerstag von einem Schwurgericht in Anchorage in drei von vier Anklagepunkten freigesprochen worden. Nur des Vergehens, fahrlässig Öl ins Wasser abgelassen zu haben, sprach ihn die Jury schuldig. Das Strafmaß kann nun nur noch 90 Tage Gefängnis und eine Geldbuße von 1.000 Dollar betragen.

Mit dem Urteil ist der Versuch, den Kapitän der „Exxon Valdez“ zum alleinigen Sündenbock für die schwerste Ölkatastrophe in den Vereinigten Staaten zu erklären, gescheitert. Welche Auswirkungen Hazelwoods Beinahe -Freispruch auf die verschiedenen Zivilanklagen des Staates Alaska und privater Geschädigter gegen den Ölmulti Exxon (Esso) haben wird, ist selbst Rechtsexperten derzeit noch unklar.

Exxon jedenfalls, anfänglich auf eine Verurteilung des nach dem Unfall fristlos entlassenen Hazelwood drängend, gratulierte dem Ex-Skipper am Donnerstag zu seinem Freispruch. „Das Urteil“, so beeilte sich ein Sprecher Exxons zu erklären, „scheint die Ansicht zu bestätigen, daß die Havarie der 'Exxon Valdez‘ ein Unfall war.“

Sämtliche Anhaltspunkte für strukturelle Mängel im gesamten Überwachungs- und Sicherheitssystem für den Schiffsverkehr durch den Prinz-William-Sund - wie eine schlafmützige Küstenwache oder das routinemäßige Abweichen von vorgeschriebenen Routen und Fahrtgeschwindigkeiten - wurden im Prozeß gegen Hazelwood nur am Rande oder gar nicht erwähnt. Vielmehr ging es im Gerichtssaal um die Frage, ob der Kapitän betrunken war oder durch die Überlassung des Steuerruders an den Dritten Maat fahrlässig gehandelt hatte. In beiden Punkten hielt die Jury jedoch die Beweiskette der Anklage für nicht stichhaltig genug.

Das milde Urteil gegen Kapitän Hazelwood erfolgte nur zwei Tage vor dem Jahrestag der Ölkatastrophe im Pinz-William -Sund, bei der über 43 Millionen Liter Öl einen 1.700 Kilometer langen Küstenstreifen Südalaskas verseucht hatten und Tausende von Seevögeln und Säugern qualvoll verendet waren. Der Schiffseigner Exxon hat für die letzjährige Säuberungsaktion und freiwillige Kompensationszahlungen bisher 2 Milliarden Dollar (3,4 Milliarden DM) ausgegeben, ist aber vom Staat Alaska für das Frühjahr zum weiteren Reinemachen nach Alaska zurückbeordert worden.

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