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MBB baut einen Bunker in Bayern

■ Freistaat spendiert das Grundstück dazu zum Sondertarif / Der Rüstungskonzern will in dem „Neubau“ Raketen und Munition produzieren / Die Feindbilder sind tot, es lebe die Rüstung

München (taz) - Während überall die alten Feindbilder fallen und Abrüstung angesagt ist, gehen in Bayern die Uhren anders. Der Rüstungskonzern Messerschmitt-Bölkow-Blohm (MBB) will mitten im oberbayerischen Staatsforst in der Nähe von Schrobenhausen einen unterirdischen Bunker zur Herstellung von „Sonderapparaturen“ bauen. „Da sollen Raketen und Munition produziert und gelagert werden“, weiß der grüne Landtagsabgeordnete Raimund Kamm. Das Gelände für den umstrittenen Bunkerbau bekommt die Waffenschmiede vom Freistaat. Zum Spottpreis von 43 Mark pro Quadratmeter erwirbt der Rüstungskonzern 6,5 Hektar Wald, der nun dem Bunker zum Opfer fallen soll. Der abgeholzte Wald bringt der Staatskasse 328.250 Mark.

Das Grundstücksgeschäft wurde im Haushaltsausschuß des Landtags gegen die Stimmen der Grünen und der SPD durchgezogen. Zwar war auch einigen CSU-Mitgliedern nicht ganz wohl in ihrer Haut, zu einem Nein konnten sie sich aber nicht durchringen. Was hinter dem zunächst harmlos wirkenden Tagesordnungspunkt „Grundverkauf im Forstamt Neuburg an der Donau“ steckte, erfuhren die Abgeordneten freilich erst nach bohrenden Fragen. „Im Zeitalter der Abrüstung brauchen wir keine Waffenfabriken mehr“, stellte der Abgeordnete Kamm fest und sprach von „bornierter Bunkerpolitik“ der bayerischen Landesregierung. Die Grünen wollen jetzt dafür sorgen, daß die Bevölkerung von den Bunkerplänen erfährt. Die Protokollnotiz, wonach der Bunker später einmal auch für zivile Produktion genutzt werden soll, hält Kamm für Unsinn. Er könne sich nicht vorstellen, daß dort irgend jemand Lust hat, unterirdisch Radios oder Airbags für Autos zu produzieren.

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