: Hamburger GAL will verhandeln
Nach der Spaltung unterbreitet GAL-Mitgliederversammlung den Dissidenten vom „Grünen Forum“ ein mattes Kooperationsangebot / Deutschlandpolitische Beschlüsse werden bekräftigt ■ Von Jürgen Oetting
Hamburg (taz) - Die Hamburger GAL zeigte bei ihrer mit 250 TeilnehmerInnen gutbesuchten Mitgliederversammlung am Sonntag zwei unterschiedliche Gesichter. Mit knapper Mehrheit wurde Mitgliedern und SympathisantInnen der neugegründeten Realo-Abspaltung „Grünes Forum“ (Grüfo) ein Kooperationsangebot unterbreitet. Gleichzeitig bekräftigte die Versammlung jedoch mit überwältigender Mehrheit die deutschlandpolitischen Beschlüsse, die im Februar den letzten Anstoß zur Spaltung gegeben hatten.
Mit den Grüfo-Realos soll unter der Voraussetzung verhandelt werden, daß sie ihr Ziel einer Konkurrenzkandidatur zur Bürgerschaft aufgeben. Im Kooperationsbeschluß heißt es: „Die GAL richtet eine Kommission ein, in der auch Mitglieder des „Grünen Forums“ mitarbeiten sollen. Sollte sich nach vier Wochen ergeben, daß eine Kooperation nicht möglich ist und es nicht die Bereitschaft gibt, das „Grüne Forum“ zu verlassen, werden die Kreisverbände aufgefordert, Mitglieder des „Grünen Forums“ auszuschließen.“
Eine Stellungnahme des Grüfo-Vorstandes wird für Mitte der Woche erwartet. Vorstandsmitglied Kurt Edler allerdings dämpfte schon gestern die GAL-Erwartungen: „Ich weiß nicht, wie die GAL sich ein Gespräch vorstellt, bei dem wir als Vorleistung unsere Gründungserklärung zurückziehen müssen“, meinte Edler.
Die Bereitschaft zur Rückkehr in die GAL dürfte sich durch deren neuen deutschlandpolitischen Beschluß weiter verringern. Darin heißt es: „Die GAL-Mitgliederversammlung hält an ihrer politischen Bewertung vom 17.Februar fest, daß die Aufrechterhaltung der Zweistaatlichkeit eine notwendige Voraussetzung für die DDR-Bevölkerung ist, sich vor der politischen Vereinnahmung und ökonomischen Einverleibung sowie den sozio-kulturellen Folgen zu schützen.“ Bündnisbestrebungen mit der SED-Nachfolgepartei PDS wurden von GAL-Vorstandsmitglied Michael Pollmann jedoch dementiert.
Ein Vorschlag der zwei im Strömungsstreit unentschlossenen Abgeordneten Margret Hauch und Helga Wullweber, gemeinsam mit den vier Ausgetretenen eine unabhängige Frauenfraktion im Hamburger Stadtparlament zu bilden, wurde von der Versammlung wütend zurückgewiesen. Die vier Dissidentinnen wurden von der Mitgliederversammlung erneut zur sofortigen Rückgabe ihrer Bürgerschaftsmandate aufgefordert.
Im Rathaus kursieren unterdessen Vermutungen darüber, daß den insgesamt acht Frauen der alten GAL-Gruppe in den nächsten Tagen der Fraktionsstatus aberkannt werden soll.
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