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Der Bindestrich

■ Wie ein kleines Zeichen den guten Ruf der tschecho-slowakischen Revolution aufs Spiel setzt

Nicht die Siege von Ivan Lendl oder die Wirtschaftsprobleme, schon gar nicht die deutsche Einigung beherrschten bis gestern abend die öffentliche Diskussion in der Teschechoslowakei, pardon, in der tschechoslowakischen Bundesrepublik, Entschuldigung, in der tschechoslowakischen Republik - sondern ein kleiner Bindestrich. Was für die einen nach nach einer Mauer zwischen den beiden Brudervölker riecht, ist den anderen ein Zeichen der Emanzipation von der böhmischen Dominanz.

Wenn tschechische Argumentierer den Bindestrich zuerst im Müncher Abkommen von 1938 ausmachen und damit in die Nähe der Trennung beider Völker rücken - Hitler teilte das Land nach dem Einmarsch der deutschen Truppen 1939 auf - sehen slowakische Eiferer in einem Staatsnamen ohne Strich ein Konstrukt, das von einer in Wirklichkeit nicht existierenden einheitlichen Nation ausgehe.

Noch am Donnerstag abend wogte die Diskussion im Parlament, bis endlich Staatspräsident Vaclav Havel von seinem Krankenbett die Parlamentarier ermahnte, den guten Ruf der „sanften Revolution“ nicht aufs Spiel zu setzen. Schließlich fand sich die Formel, auf die sich beide Seiten einigen konnten. Sie ist eine gedoppelte. Die Tschechen nennen ihr Land von nun ab „Tschechoslowakische Bundesrepublik“, die Slowaken „Tschecho-Slowakische Bundesrepublik“.

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