: Solidarität bis zur Schmerzgrenze
■ Handball-Torwart Michael Krieter ist bei der C-Weltmeisterschaft in Finnland endlich die Nummer eins
Turku/Berlin (dpa/taz) - Michael Krieter, 27jähriger Tormann vom THW Kiel, mag nicht mehr lernen. „Alle reden vom Neuanfang, jetzt bin ich dran.“ Durch den Ausfall des verletzten Esseners Stefan Hecker und den Rücktritt von Weltklasse-Keeper Andreas Thiel hat der Kieler bei der C-WM in Finnland endlich die Hauptrolle zwischen den Pfosten der deutschen Handball-Nationalmannschaft übernommen. „Mit 27 Jahren mußte ich mich genug gedulden und mit meinen guten Leistungen in der DHB-Auswahl und beim THW Kiel zeigen, daß ich mich nicht zu verstecken brauche“, findet er.
Krieter („Ich mache kein Theater um einen Stammplatz“) hat lange Jahre Solidarität bis zur Schmerzgrenze geübt, obwohl ihm mit Hecker und Thiel gleich zwei Weltklasse-Torleute vor der Nase saßen. Bundestrainer Horst Bredemeier, der bis zuletzt Thiel haben wollte, heuchelt nun Vertrauen gegenüber dem geduldigen Krieter: „Michael wird in Finnland den Durchbruch schaffen“, sagte der Coach.
Zum Auftakt der Europa-Qualifikation am Samstag gegen Belgien sah es schon ganz danach aus. Mit seinen glänzenden Reflexen war der Keeper fast allein dafür verantwortlich, daß die DHB-Auswahl gegen den hochmotivierten Nachbarn nicht strauchelte. Drei Siebenmeter und eine Serie von 14 hochkarätigen Chancen wehrte der 1,91 m große Krieter in seinem 53.Länderspiel ab. Stocksauer ob des schlechten Spiels seiner Mannschaft moserte Geburtstagskind Bredemeier (38): „Ich bin absolut unzufrieden.“ Nur Krieter gefiel. „Es hat sich nichts geändert. Wie bei Thiel und Hecker mußte der Torwart wieder mal alles aus dem Feuer reißen.“ Bredemeiers bissigen Kommentar nahm Krieter als verdientes Lob, obwohl die Belgier international nur Zweitliga-Format zeigten.
Angst vor dem Vertrauensvorschuß oder vor dem von Hecker angekündigten Comeback, wenn es möglicherweise sogar um einen Platz in einer gesamtdeutschen Olympiamannschaft für 1992 in Barcelona geht? „Die Zeit spricht für mich.“ Krieter hat den Kampf um Platz 1 mit dem 31jährigen Essener angenommen, der eine gesunde Rivalität mit seinem Konkurrenten schätzt. Bulgarien - Portugal 24:19, Israel - Griechenland 28:22, Italien - Luxemburg 21:12, Finnland - Niederlande 29:22, Norwegen - Türkei 34:18
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