: Stölting in Litauen
■ betr.: Kommentar S.9 vom 27.3
Betr.: Kommentar S. 9 vom 27. 3.
Eure Tatze vom 27. 03. 90 ist diesmal voll am Thema Litauen vorbeigeglitten. Ich frage mich ernsthaft, ob ein gewisser Herr Ernst Stölting jemals in Litauen war oder je mit einem Litauer gesprochen hat. Wenn ja, ist es wirklich sehr traurig für ihn, nicht begriffen zu haben, wie eine russisch stalinistische Führung diese Ostseerepublik über vierzig Jahre ausbluten ließ. Zum anderen scheint ihm auch nicht klar zu sein, daß die Unabhängigkeitsforderung Litauens Volkswille ist, den jedes legitimierte Parlament verpflichtet ist, durchzusetzen.
Für mich ist es äußerst unverständlich, wenn diese Entscheidung von ihm als diplomatische Dämlichkeit und innenpolitische Inkompetenz gewertet wird. Sicher ist es einem Herrn Stölting überlassen, solche Statements in hiesigen Bierkneipen zu fällen, jedoch als journalistischer Kommentar in einer Tageszeitung empfinde ich es eben nur noch peinlich, zumal man sich mit solchen Kraftausdrücken journalistisch disqualifiziert. Pressefreiheit ist ja in Ordnung, aber ich glaube nicht, daß Tausende dafür auf die Straße gingen, um später solche stalinistischen Blindgänger zu lesen.
Jörn Bier, Berlin
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