: "people are strange" & was dagegen tun? & was die Nutzkunst für die Kunst tut
„people are strange“ & was dagegen tun? & was die Nutzkunst für die Kunst tut
Großes Programm in der Galerie Z des Arthur P. Zapf zu
„Fremdsein - Anderssein / „Bremer Medienhaus“ wird zur
Galerie
Zum zweijährigen Geburtstag der Galerie Z in Walle hatte sich der Galerist und Künstler Arthur P. Zapf etwas ausgedacht: eine Austellung befreundeter KünstlerInnen zu einem brenzligen Thema. Eingeladen hatte er, sich Gedanken zu machen und Beiträge zu liefern zum Komplex „Fremdsein Anderssein“. Musik, Texte und Bilder aus ganz eigener Sicht waren gesucht, politischer Zweck der Aktion: „Bremer Künstler gegen Ausländerfeindlichkeit“ sollen sich zeigen. Mit Riesenzeitaufwand und einer Unterstützung vom Ortsamt und dem Kunstsenator hat Zapf es geschafft. Ab gestern in der Galerie Z und ab Sonntag im Hart Backbord sind Austellungen und Veranstaltungen zu „Fremdsein - Anderssein“ zu erleben. Aufgrund des individuellen Ansatzes kommen die Künstler zu sehr unterschiedlichen Annäherungen ans Thema. Während Jürgen Hänel und Tom Gefken sich mit „Neider“ und „Leipzig 90“ der Fremdheit der Brüder und Schwestern widmen, entdeckt Franzisko Meyia („Frau in Höhle“) das andere immer wieder in der Frau. Der taz-Zeichner Til Mette ist mit mehreren Karikaturen zu „Asyl“ und „Ausländerfeindlichkeit“ vertreten, Gustav Tilmann beschäftigt sich schon aufgrund seiner Wohnsituation (in Gröpelingen) mit türkischen Einwanderern und verehrt in Öl und der Tradition der schmachtenden Zigeunerin „Fatma“. Einen utopischen Ausblick bietet Peter Herrmann, der die Botschaft an Außerirdische, die Voyager an Bord hat, als Zeichen begreift, daß die Menschen sich als „Erdenbewohner“ zu verstehen beginnen. Darum die Farbe erdbraun. Man merkt schon, daß eine solche thematische Bindung bisweilen zu Gutwilligkeiten führt (s.a. Hermann Bökes „Die Selbstgerechten beginnen zu zweifeln“, ein existenzialistisches Großacryl mit Zeifelstacheln). Im Begleitprogramm liest Rolf B.Wessels am 27.4. Tucholsky; im Mai und Juni folgen Lesungen und ein Konzert. Arthur P. Zapfs vorläufiges Resummee: „Immer ist einer der Neger.“ Sein Wunsch ist einerseits, daß die Ausstellung auf Tournee geht, er denkt an die Angestelltenkammer, Kirchen, Schulen. Andererseits soll sich der sehr ordentliche Katalog (5 Mark) verkaufen.
(Galerie Z: Osterfeuerbergstr. 134, Do/Fr 16-20 Uhr, Sa 14 -18 Uhr; Hart Backbord: Vegesackerstr.60, tgl. ab 19 Uhr).
Daß die Alterspyramide des bremer Galeriewesens keinen dicken Kopf bekommt, dafür sorgen immer neue Ausstellungsstätten. Jüngstes Kind ist die Galerie im Bremer Medienhaus, dort, wo all die flotten Design-und Marketingleute absolut innovativ rumfuckeln. „Kunst zu Nutzkunst“, lautet das Credo der Medienhäusler, denn von der Kunst „leben wir ideelich“ (Detlev Hanke, Top-Designer). Der Kunst tue es auch gut wg. des hier verkehrenden „qualifizierten Kundenkreises“. 3 bis 4mal im Jahr soll eine KünstlerIn eine Ausstellung haben, einzige Voraussetzung: Format! Sprich üppige Ausmaße. Das bietet Dirk Mühlenstedt, HKM-Absolvent und Schmitz/Greune-Schüler, satt. Seine farbenfrohen Mischtechniken incl. Kissenbezug, Bitumeneinsatz, eincollagierten Fotos und eingestreutem Farbpigment beschreiben imaginäre Landschaften oder vergrößern Portraitskizzen zum großen Opus. Hanke wünscht sich „eine kleine Symbiose“. Möge sie beiden Teilen nutzen!
Schwachhauser Heerstr. 78, 10-17 Uhr, bis zum 31.5. Bu
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