Klimakonferenz ohne Ergebnisse

■ Drängende Frage nach globalen Maßnahmen weiter unbeantwortet / USA verstecken sich hinter der Dritten Welt / Europäer wollen schnelles Handeln / Bush: „Voreilig und unüberlegt“

Washington (dpa) - Die Hinweise für eine Erwärmung des Erdklimas sind nicht mehr zu leugnen - das war so ungefähr alles, auf was sich die Politiker, Ökonomen und Wissenschaftler aus 18 Nationen einigen konnten, die am Dienstag und Mittwoch an der internationalen Klimakonferenz des Weißen Hauses in Washington teilnahmen.

Die drängende Frage nach der Notwendigekit rascher Aktionen zum Abbau von Kohlendioxiden, Fluorkohlenwasserstoffen (FCKWs) und Methanen in der Luft, die als Wurzeln des drohenden Übels gelten, blieb weiter unbeantwortet.

Die Europäer, allen voran die Deutschen und die Niederländer, wollen schnelle weltweit koordinierte Maßnahmen. Die Amerikaner, unterstützt von den Sowjets, den Japanern und einigen Entwicklungsländern, schließen zwar nationale Aktionen nicht aus, fordern vor Einsetzen globaler Aktivitäten aber erst einmal weitere Forschungsarbeiten.

Sie verwiesen immer wieder auf die zahlreichen Unsicherheiten in den bisher vorliegenden wissenschaftlichen Untersuchungen. Als ein Beispiel führten sie die von einigen US-Wissenschaftlern vertretene These an, daß für die Erhöhung der Durchschnittstemperatur auf der Erde um 0,5 Grad in den vergangenen 100 Jahren nicht die Zunahme der Schadstoffe in der Luft verantwortlich sei - sondern die Weltmeere, die seit Mitte des Jahrhunderts abgekühlt seien und deshalb Wärme anzögen.

Sich schon jetzt auf milliardenteure globale Maßnahmen mit ungewissen Folgen für die Weltwirtschaft festzulegen, sei verantwortungslos, argumentieren die Amerikaner - oder wie Präsident George Bush formulierte: „Die Aussichten der Menschheit auf Wohlstand ... dürfen nicht durch die ungewollten Folgen noblen Handelns auf Spiel gesetzt werden.“

Beistand bekam Bush unter anderem aus der Dritten Welt, die eine Verschärfung ihrer wirtschaftlichen und sozialen Probleme befürchtet, wenn die Industrienationen „voreilig und unüberlegt“ zur Tat schreiten. Ein indonesischer Delegierter brachte es auf die Formel: Wie sollten auf Bali die Eisschränke betrieben werden, wenn im Westen die für deren Betrieb bisher erforderlichen FCKW-haltigen Kühlmittel durch teurere, aber umweltfreundliche Alternativen ersetzt werden.

Für die Westeuropäer ist die Antwort auf diese Frage - bei allem Verständnis für die Entwicklungsländer - klar: „Den ökologischen Notwendigkeiten, die mittel- und langfristig auch die ökonmoischen Entwicklungen begrenzen werden, muß unbedingter Vorrang eingeräumt werden“, meinte angesichts der „möglicherweise alptraumhaften Entwicklungen“ beispielsweise BRD-Umweltminister Klaus Töpfer.

Töpfer vertrat auch die Erwartung, daß sich die Amerikaner letztlich dem wachsenden internationalen - und nationalen Druck beugen und an globalen Aktionen zum Abbau der Treibhausgase beteiligen würden. Die Konferenz in Washington, so fand er, habe diesen Druck bereits erhöht.

Holländer und Franzosen kamen zu einer ähnlichen Ansicht. Mit Blick auf den Ablauf der Konferenz kamen sie aber auch zu dem Schluß, daß sie wie ihre Kollegen aus anderen Teilnehmerländern vom Weißen Haus zu einer Tagung geladen wurden, deren vorrangiges Motiv innenpolitisch war: nämlich, den amerikanischen Wählern einen George Bush als international geachteten „Umweltpräsidenten“ zu präsentieren.

Sie klagten auch darüber, daß bei den wenigen öffentlichen Teilen der Konferenz nahezu ausschließlich Amerikaner zu Wort kamen, abweichende Meinungen deshalb nur in kurzfristig anberaumten Pressekonferenzen publik gemacht werden konnten. Und die aus vielen Ländern angereisten Journalisten waren sauer, weil fast alle Fachvorträge hinter verschlossenen Türen gehalten wurden und nicht einmal Kopien dieser Reden vorlagen.

Thomas von Movillard