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Neu im Kino: „Feinde - Die Geschichte einer Liebe“ von Paul Mazursky

■ Mit drei Frauen im Schlamassel

Ein Mann, der zwischen drei Frauen herumrennt, von ihnen geliebt wird und mit allen Mitteln verhindern muß, daß sie voneinander erfahren - das ist der Stoff, aus dem Komödien gemacht werden. Und Paul Mazursky läßt auch keinen Lacher aus, wenn der Schlemihl Herman Broder von einer peinlichen Situation in die nächste Ehe stolpert.

Aber Herman wird in seinen Alpträumen immer wieder von den Nazis entdeckt und in die Vernichtung geschickt; seine Frau Yadwiga hat er aus Dankbarkeit geheiratet, da sie ihn in einer Scheune in Polen versteckte; seine Geliebte Masha hat das Konzentrationslager überlebt; und die totgeglaubte erste Ehefrau Tamara kroch von einem Leichenhaufen.

1949 sind sie alle Überlebende in New York, und ihre inneren Verletzungen, ihre Lebensgier und verzweifelte Heimatlosigkeit bilden das Zentrum des Films. Das Wort tragikomisch ist schon so ausgeleiert daß man es kaum noch benutzen mag, aber die schmerzlich spaßige Athmosphäre dieses Filmes gibt ihm neue Bedeutung.

Mazursky hat den Roman von Isaac B. Singer mit einer wunderbar feinen Balance verfilmt, bei der die Gags nie die Gefühle verraten und in all dem törichten Schlamassel etwas von der lachenden Weisheit der jüdischen Kultur spürbar wird.

Mazursky ist ein sehr zärtlicher Regisseur, der seine Filmfiguren und die Schauspieler liebt und eine sehr gute Nase für das Besetzen hat (er sagt selbst, daß es „90 Prozent des Resultats ausmacht“), der auch ohne Stars auskommt. Neben Ron Silver und Margret Sophie Stein spielen Angelica Huston und Lena Olin (Die Unerträgliche Leichtigkeit des Seins) als unberechenbare, erotische Masha.

Hin und wieder kommt ein Film aus Amerika, der durch seine Orginalität und Tiefe verblüfft, und den man Hollywood gar nicht mehr zugetraut hätte. „Feinde“ ist solch eine Überraschung. Wilfried Hippen

Schauburg 17.00, 21.00, 23.00 Uhr

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