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Kopf-an-Betonkopf-Rennen

■ Patt im SPD-Bezirk: Ludwig Hettling setzt zum Sturm auf den roten Osten an

Eines der größten Probleme der Sozialdemokratie ist bis heute nicht gelöst: Es gibt immer noch weniger Partei-Posten als Mitglieder. Selbst unter Berücksichtigung einiger lukrativer Ämter in öffentlichem Dienstwesen und privater Wirtschaft sind noch SozialdemkratInnen in Bremen anzutreffen, die nichts zu verlieren haben als ihr Parteibuch.

Zu einer unter diesem Gesichtspunkt höchst attraktiven Veranstaltung hat am Dienstag der SPD-Unterbezirk Ost geladen. Gleich im vollen Dutzend werden 230 Delegierte dann vakante Posten vergeben. Unter Sozialdemokraten höchst ungewöhnliche Pikanterie: Bislang weiß wirklich niemand, wer sie kriegt. Als „fest besetzt“ gilt nur der Sitz der Unterbezirksvorsitzenden. Ihn wird in Zukunft die bislang zweite UB-Vorsitzende Tine Wischer vom parteiarbeits -frustrierten Armin Stolle übernehmen. Alle Versuche, auch die übrigen elf durch zusammentelefonierte Mehrheiten und kneipenhinterzimmer-geschmiedete Zweckbündnisse zu verteilen, sind dagegen gescheitert.

Wie immer in einschlägigen Fällen mittenmang: Der Bürgerschaftsabgeordnete Ludwig Hettling. Hettling will sich auf dem UB-Treffen die Empfehlung als stellvertretender SPD -Landesvorsitzender besorgen und damit die erste Hürde im Sturm auf den Parteivorsitz nehmen. Kopf an Betonkopf geht der ASJ-Vorsitzende und Bürgerschaftsabgeordnete Horst Isola ins Rennen, der sich eher zur Partei-Linken rechnet. Was ihm wenig nützen dürfte: Letzte Schätzungen der Stimmen -Verhältnisse ergaben selbst im traditionell links be -imageten UB-Ost eine knappe Mehrheit für die stramm moblisierte Hettling-Fan-Gemeinde.

Für deren neues Selbstbewußtsein spricht auch der folgende Umstand: Alle Versuche, im Vorfeld zu einem Klüngel -Kompromiß nach dem Motto „Wählt ihr unsern Beisitzer, wählen wir Euren Schriftführer“, wurden von den Hettling -Jüngern zurückgewiesen. Inzwischen geht ein Gespenst um in der Linken: Bei erfolgreicher Testwahl könnte der Hettlings -Stimmblock anschließend konsequent alle Vorstandsposten besetzen. Lang genug ist ihre Kandidatenliste jedenfalls.

Auf ihr steht z.B. auch der Name des Bürgerschaftsabgeordneten Detlef Griesche. Griesche will bei der Wahl des 2. UB-Vorsitzenden gegen den Schwachhauser Ortsvereinsvorsitzenden Wolfgang Grotheer antreten. Griesches Hauptproblem: Selbst sein eigener Hastedter Ortsverein ließ ihn mit glatten 22:12 Stimmen durchfallen. Griesche will dennoch antreten und hat sich die notwendige Rückendeckung inzwischen kurzerhand im Ortsverein Kattenesch besorgt. Dort regiert - Ludwig Hettling.

Rosi Roland

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