piwik no script img

NVA-Verschwörung

■ „Brisante Situation“ durch einen Brief dessen Echtheit Eppelmann anzweifelt / Unzweifelhafte Loyalität der Offiziere von NVA-Chef Hoffmann bekräftigt

Berlin (dpa) - DDR-Verteidigungsminister Rainer Eppelmann hat die Echtheit des von der DDR-Zeitung 'Junge Welt‘ auszugsweise veröffentlichten Briefes von NVA-Offizieren an den Bundesverteidigungsminister angezweifelt und dessen Veröffentlichung als gezielten Versuch der Destabilisierung der Armee und der Beziehungen zu den Staaten des Warschauer Paktes bewertet. „Es ist dadurch eine brisante Situation entstanden, die weder der DDR noch der NVA nützt, und die Unsicherheit schürt“, erklärte Eppelmann, der am Montag zusammen mit dem Chef der NVA, Theodor Hoffmann, und den Chefs der Teilstreitkräfte in Strausberg bei Berlin vor der Presse Stellung nahm. Der Minister sagte: „Das klare Bekenntnis zur Wehrpflichtigenarmee, das Lob auf eine Volksarmee, die chinesische oder rumänische Zustände im Oktober und November verhindert hat, führte zu einem Motivationsschub bei den Soldaten.“

Dies sei insbesondere in den Tagen seit seinem Amtsantritt als Minister für Abrüstung und Verteidigung bei den Soldaten eingetreten, die durch die Veröffentlichung wieder verunsichert würden, sagte Eppelmann.

Auch nach außen beschwöre das Schreiben eine „fatale Gefahr“ herauf. Die Verunsicherungen der Verbündeten seien durch die eindeutige Aussage, keine Nato-Soldaten und damit auch keine Bundeswehrsoldaten auf dem Gebiet der DDR zu stationieren, beseitigt worden. Aufgrund dieser Veröffentlichung müßten nun in Moskau „alle Alarmglocken schrillen“.

Eppelmann bezeichnete es als abenteuerlich, eine Verschwörungstheorie auf einem Gerücht aufzubauen. Insbesondere der Zeitpunkt des „angeblichen Schreibens“ mache ihn stutzig, da sich die Stimmung in der NVA seit Ende Januar deutlich stabilisiert habe. Die 'Junge Welt‘ hatte in ihrer Montagsausgabe über einen von Februar datierten Brief berichtet, in dem eine Gruppe hoher NVA-Offiziere Bundesverteidigungsminister Gerhard Stoltenberg anboten, bei der sofortigen Auflösung der NVA, Sicherung derer Waffenssysteme für die Übernahme durch ein Bundesheer und Vorbereitung einer Stationierung der Bundeswehr auf dem Gebiet der DDR mitzuwirken.

Die unzweifelhafte Loyalität der Offiziere bestätigten am Montag auch der NVA-Chef Hoffmann und die Chefs der Teilstreitkräfte. Auf Anfrage Eppelmanns hatte der persönliche Referent Stoltenbergs versichert, ein solcher Brief habe dem Bundesverteidigungsminister nie vorgelegen.

Der verantwortliche Redakteur der 'Jungen Welt‘, Bernd Verter, bezeichnete dagegen seinen Informanten als „Person, deren Identität für die Echtheit des Briefes bürgt“.

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen