: Jazz aus dem Osten, dem Westen und Walle
■ Die Jazzkonzerte im Mai
Westernfilme und Jazzmusik sind die einzigen originären amerikanischen Kunstformen, aber Western wurden bald auch in Spanien und im Harz gedreht und Jazz ist zur Weltmusik geworden. Im real existierenden Sozialismus war er zwar als entartete Kunst der bourgeoisen Dekadenz verpönt und deshalb nur im Untergrund zu finden, aber gerade deshalb sprossen dort kompromißlosere und aggressivere Ableger des Bebop und Freejazz als im satten Westen.
In den nächsten Wochen treten sie geballt bei uns in Erscheinung: am konventionellsten scheint noch das Jazztrio Saiten-Blech aus Rostock zu spielen (4.5. im Cafe Wiener Hof). Am 21.5. tritt in der Angestelltenkammer das Duo Gaiworonski/Wolkow (Bass - Trompete) aus Leningrad auf, und durch einen Vortrag das Jazztheoretikers Vladimir Feiertag über „Jazz in der Sowjetunion“ bekommt die Veranstaltung akademische Weihen.
Auf den Rumänischen Jazztagen stellen sich drei Tage lang vom 11. - 13.5. verschiedene Gruppen im Studio Auf den Häfen vor, die sich mit Namen wie Johnny Raducanu, East West Connection oder Labyrinth schmücken, die im Balkan bestimmt wild und exotisch klingen.
Die Amis machen sich dagegen in diesem Monat rar. Das David Liebman - Richard Beirach Duo am 6.5. auf dem Orchesterboden im Schnoor ist zwar ein Topact, ansonsten kommen aber nur noch die Veteranen der Harlem Blues and Jazzband am 9.5. in den Jazzclub.
Die nicht mehr so ganz neue Idee, Jazz mit Rock zu fusionieren, hatte das französische Trio Ces Messieurs. Ob das bei ihnen anders klingt als bei hundert anderen Bands, kann man am 18. 5. im Schlachthof nachprüfen. Am selben Tag tritt die ehemalige Bremerin Gabriele Hasler in einem DACAPO Konzert in den Weserterassen auf. Dabei spielt auch der hochgerühmte Michael Sagmeister an der Gitarre mit.
Noch nicht wegen Erfolg aus Bremen abgehauen ist die Jan Christoph Group, die am 6.5. im Studio Auf den Höfen spielt. Auch Altbremer Uli Beckerhof gibt es noch, und er spielt mit seinem internationalen Trio (John Taylor am Piano und Arild Anderson Bass) am 24. 5. ebenfalls im Studio.
Am 10.5. zeigen die siebzehn Bremer Musiker der Big Band Walle im Newtips, wie sie es fertigbringen, alle auf eine Bühne zu passen und gleichzeitig Swingarrangements und Klassiker wie den unsterblichen „Pink Panther“ oder „Birdland“ spielen zu können. Willy Tau
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