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150 Roma auf dem „Bettelmarsch“

■ Protestzug für ein „Bleiberecht“ startete von Bremen in Richtung Bonn

„Wer in Bremen bleibt, wird abgeschoben!“ Diese Drohung gab Bremens Innensenator Peter Sakuth gestern den rund 150 Roma auf den Weg, als sie zum zweiten Mal vor seinem Amtssitz an der Contrescarpe für ein „Bleiberecht“ demonstrierten. Die Flüchtlinge zogen die Konsequenz und begannen gestern nachmittag mit ihrem Protestmarsch, der in drei Wochen bis nach Bonn führen soll (vgl. Seite 5).

Als erste Etappe ging es gestern nach Syke. Dort zeigte sich die Stadtverwaltung weniger abweisend als der Bremer Senat, der selbst das Aufstellen von Zelten verboten hatte. Die Roma können in der Nähe von Syke in einer ehe

maligen Bundeswehrkaserne übernachten. Betten und Matrazen stehen zur Verfügung, Solidaritätsgruppen vor Ort wollen sich um das Essen kümmern.

Yaron Matras von der Hamburger „Roma und Cinti Union“, die den „Bettelmarsch“ unterstützt: „Die weitere Route ist noch unklar. Aber es ist sicher, daß wir bis nach Bonn bei jeder Etappe mehr werden. Dort wollen wir von der Bundesregierung erbitten, die EG-Beschlüsse über ein Bleiberecht für heimatlose Roma umzusetzen.“

„Die Roma sind keine JugoslawInnen, also dürfen sie auch nicht nach Jugoslawien abgeschoben werden“, unterstützte gestern der Bremerhavener grüne Stadtver

ordnete Michael Frost die Argumentation der Roma, „auch dieses Land ist nur eine der zahlreichen Stationen ihrer Flucht. Und der Besitz des jugoslawischen Passes resultiert 'nur‘ aus der Erfahrung der Roma, die während der faschistischen Gewaltherrschaft ohne Pässe und Regisierungen noch besser für die Nazis greifbar waren.“

Einer der demonstrierenden Roma sagte es drastischer: „Der Bremer Senat will Jugoslawien zur Giftmülldeponie für Menschen machen.“ Denn während alle anderen SPD-regierten Länder bereits über Aufenthaltsregelungen für Roma nachdenken, zeigte sich Bremen bislang stur.

Ase

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