: Für ein europäisches Kulturzentrum
Die „Kreisau-Initiative Berlin“ fordert zu Spenden für Begegnungsstätte in Kreisau auf ■ D O K U M E N T A T I O N
(...) Die KREISAU-INITIATIVE BERLIN, deren Mitglieder aus beiden Teilen der Stadt kommen, will helfen, in Krzyzowa/Kreisau bei Wroclaw/Breslau ein europäisches Kulturzentrum und Begegnungszentrum aufzubauen.
In Kreisau liegt der ehemalige Gutshof des Grafen Helmuth James von Moltke, das Zentrum des „Kreisauer Kreises“, einer Gruppe innerhalb des antinazistischen Widerstandes, dessen Mitglieder sich über parteipolitische, religiöse und weltanschauliche Grenzen hinweg darüber Gedanken gemacht haben, wie ein demokratisches Deutschland nach dem Krieg aussehen sollte, und zwar ein Deutschland im friedlichen Zusammenleben mit den Völkern Westeuropas und Osteuropas.
Die undogmatischen und antitotalitären Ideen und Vorstellungen dieser deutschen Antifaschisten für ein zusammenwachsendes Europa sollen in Kreisau schon bei den Bauarbeiten und den Überlegungen für die Ausgestaltung internationaler Begegnungen berücksichtigt werden. (...)
Initiator des Projektes ist der polnische „Klub der katholischen Intelligenz“ (KIK) in Breslau, zu dessen Gründungsmitgliedern der polnische Ministerpräsident Mazowiecki gehört. Auf zwei internationalen Konferenzen, die in dem historischen Umbruchjahr 1989 in Wroclaw vom KIK veranstaltet wurden, sind die ersten inhaltlichen und organisatorischen Konturen eines europäischen Kulturzentrums entstanden. Eine dritte Kreisau-Konferenz wird Anfang Mai 1990 in Berlin in der evangelischen Jugendbildungsstätte Haus Kreisau stattfinden, die noch von einem der überlebenden Mitglieder des Kreisauer Kreises, dem ehemaligen Gefängnispfarrer Harald Poelchau, mitbegründet wurde.
Die an diesen Konferenzen beteiligten Menschen und Gruppen wollen eine internationale Stiftung aufbauen, deren Aufgabe es sein soll, das in den letzten 45 Jahren völlig heruntergekommene und immer baufälliger werdende Schloß und die Wirtschaftsgebäude des Gutshofs wiederaufzubauen und etwas Neues entstehen zu lassen, das dem kleinen polnischen Dorf Krzyzowa wie dem Verständigungsprozeß unter Europäern ebenso dient. Das Projekt kann nach der Überzeugung aller Beteiligten nur dann gelingen, wenn die polnische Bevölkerung der umliegenden Dörfer und Städte in den Aufbau und das Leben des europäischen Kulturzentrums einbezogen werden kann.
Die Arbeit der KREISAU-INITIATIVE besteht deshalb auch im Aufbau eines engen Arbeitszusammenhangs zwischen Polen und Berlin, in der Sammlung von in Polen nicht zu beschaffenden Medikamenten für die Dorfbevölkerung und in der Beschaffung einer ersten Ausstattung für die Einrichtung eines Büros der internationalen Arbeitsgemeinschaft in Breslau/ Wroclaw. Wir stellen außerdem die Grundausstattung für eine Bibliothek zum deutschen Widerstand zusammen und versuchen, bei der Finanzierung der hauptamtlichen Projektmitarbeiterinnen in Polen zu helfen. (...)
Ein weiteres Hinauszögern der baulichen Rettungsmaßnahmen in Kreisau ist (...) aus mehreren Gründen nicht länger zu verantworten. Das Schloß ist akut einsturzgefährdet, und die Dorfbevölkerung wartet dringend auf sichtbare Initiativen, nachdem KIK im Februar 1990 Eigentümer des Geländes geworden ist, von dem auch zahlreiche landwirtschaftliche Arbeitsplätze abhängen.
Wir rufen daher dringend zu Spenden für dieses Projekt auf, mit dem Deutsche aus beiden Teilen ihre Verbundenheit mit der Situation in Polen zeigen wollen. Wir haben für die bisherigen Arbeiten und Aktivitäten 13.000 DM von ca. 30 Spendern gesammelt und haben uns zum Ziel gesetzt, in möglichst kurzer Zeit weitere 10.000 DM zu sammeln, um zusammen mit anderen Unterstützern den wichtigen Bauanfang zu ermöglichen.
Spendenkonto: Meike Völker, 1000 Berlin 62, Kennwort „Kreisau“, Postgiro Berlin West, Konto 517183-103, BLZ 10010010 (die Steuerabzugsfähigkeit ist beantragt).
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