: Der Norden: Strukturschwach, aber Streikschwerpunkt
■ IG-Metall bereitet Arbeitskämpfe vor / IG-Metall-BezirksleiterTeichmüller stellt „Leitlinien“ für Arbeitskampf vor
Dem Norden steht nun offensichtlich endgültig ein heißer Tarif-Frühling bevor: Bei der IG Metall läuft der Countdown für Arbeitskämpfe auf Hochtouren. Zwar wird die IG Metall -Zentrale erst in der kommenden Woche offiziell das Streikgebiet küren, doch gilt es als sicher, daß die Metaller der vier norddeutschen Küstenländer die bundesweite Tarifbewegung anführen werden. IG Metall-Bezirkschef Frank Teichmüller: „Die Urnen für die Urabstimmung sind schon bestellt.“ Das Streikvotum soll in der übernächsten Woche bei Urabstimmungen eingeholt werden, danach heißt es wohl unausweichlich: „Streik“.
Den Metallbossen bleibt daher nur wenig Zeit, um noch einen Arbeitskampf um Lohn, freies Wochenende und Arbeitszeitverkürzung abzuwenden. Für Samstag ist daher auf Wunsch des Unternehmerverbands „Nordmetall“ kurzfristig ein neues Tarifgespräch angesetzt worden, doch eine Einigung ist nicht in Sicht. Teichmüller betont, daß für den Norden nicht einmal ein „rechtskräftiges Angebot“ vorliege. Der IG -Metaller: „Das fünf Prozent-Angebot ist an sieben Bedingungen geknüpft. Erfüllen wir die nicht, sind auch die fünf Prozent vom Tisch.“ Und eine dieser Bedingungen heißt „Samstagsarbeit“, eine Unternehmerforderung, die die Metaller im Norden und im Süden gleichermaßen in den Streik treibt.
Die IG Metall hat sich die Auswahl des Streikgebiets nicht einfach gemacht. Die Leitlinie, gerade die strukturschwache Küste als Schwerpunktbezirk auszusuchen, ist in den veränderten Bedingungen des Paragraphen 116 Arbeitsförderungsgesetz begründet (kein Kurzarbeitergeld bei arbeitskampfbedingten Produktionsstillegungen). Um „kalte Aussperrungen“ zu verhindern, sollen die Kumpels auf den Werften, beim Flugzeugbau und im Maschinenbau den Anfang machen - Branchen, von denen keine Fernwirkung auf andere Betriebe ausgeht. Zwar befürchtet die IG Metall, daß Nordmetall im Gegenzug Betriebe mit Fernwirkung, wie Zulieferer der Autoindustrie, aussperren wird, doch liegt der Schwarze Peter dann bei den Bossen: „Im Arbeitskampf wird wegen Streiks keiner ausgesperrt werden. Wenn es zu Produktionsstillegungen kommt, tragen allein die Arbeitgeber die Schuld“, so Frank Teichmüller.
Die IG Metall wird ihre Mobilisierung mit einem generellen Überstundenboykott und Warnstreiks fortsetzen. Für Freitag sind rund 10 000 Beschäftigte der Airbus Industrie zu Warnstreiks aufgerufen. Gestern legten im Norden rund 3000 Beschäftigte die Arbeit vorübergehend nieder. In Bremen beginnen heute die ersten stadtteilbezogenen Warnstreiks.
Kai von Appen
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