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Sowjetmajor: BRDDR in die Nato

■ Heute beginnen die 4-plus-2-Gespräche über die Vereinigung der Deutschländer Moskauer Militärexperte ist für die Nato-Mitgliedschaft ganz Deutschlands

Berlin (taz) - Einen Tag vor den sogenannten Vier-plus-zwei -Gesprächen in Bonn, bei der Vertreter beider Deutschländer mit den vier alliierten Siegermächten über die deutsch -deutsche Vereinigung verhandeln, hat der sowjetische Generalmajor Geli Batenin eine der letzten Verteidigungspositionen der UdSSR aufgegeben. Der ZK -Militärexperte sprach sich für eine Mitgliedschaft eines vereinten Deutschlands in der Nato aus. Eine Doppelmitgliedschaft in der Nato und dem Warschauer Pakt, wie sie vom sowjetischen Außenminister Eduard Schewardnadse favorisiert wird, wäre nur überzeugend, wenn der Warschauer Pakt Zukunftsperspektiven hätte. Die Tschechoslowakei, Ungarn und Rumänien stünden jedoch kurz vor der „Nichtteilnahme“. Die ideologische Grundlage des „im Kasernensozialismus“ geborenen östlichen Militärbündnisses sei zerstört. Das Konzept der Doppelmitgliedschaft sei zwar auf Ausgleich angelegt, könne jedoch ungewollt einen destabilisierenden Einfluß auf die deutsche Einigung ausüben. Batenin forderte im Falle einer Nato-Mitgliedschaft ganz Deutschlands weiterhin eine starke sowjetische Militärpräsenz auf dem Gebiet der heutigen DDR, um das Kräftegleichgewicht zu sichern. Dies solle jedoch nur für eine Übergangszeit gelten, bis sich allmählich ein System gegenseitiger Sicherheit in Europa bilde und ausländische Militärpräsenz überflüssig mache.

Nach neuesten Umfragen in der Sowjetunion befürworten 60 Prozent der Sowjetbürger einen Zusammenschluß beider Teile Deutschlands. Nur ein Viertel sprach sich dagegen aus. Rund ein Zehntel plädierte dafür, daß sowjetische Truppen auf dem Territorium der DDR stationiert bleiben sollen. Zwei Drittel hielten die Neutralität für die günstigste Lösung. Tagesthema Seite 2 und 3

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