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Schattenkämpfe an falscher Front

 ■ S T A N D B I L D

(Der Tod schreibt mit, ARD, Montag 21 Uhr) Wo viel Schatten ist, gibt es nur wenig Licht. Und wenn im Schattenreich der kolumbianischen Drogenmafia ein Flämmchen des Widerstandes aufflackert, blasen es die Killerkommandos der Escobars, Cachas und Dachoas aus Medellin mit aller Macht wieder aus. Bei der Zeitung 'El Espectador‘ ist das bisher noch nicht gelungen. Die Haltung der Redaktion ist so überwältigend mutig, daß Nikolaus Brender und Georg M. Hafner im Kommentartext die nüchternen Worte ausgehen. Ihr Film flüchtet sich in hilflosen Umschreibungen der Unbestechlichkeit, des Mutes einer Zeitung, die eine Serie von Mordanschlägen und ein Bombenattentat beschadet, aber unverzagt überstanden hat - und trotzdem weitermacht.

Vielleicht resultiert die Unsicherheit auch aus dem schlechten Gewissen der Autoren, die ja angetreten sind, in der Reihe Eine Welt für alle endlich einmal den Blick durch die Erste-Welt-Brille abzulegen. Dann wirkt der kolumbianische Drogenkrieg plötzlich nicht mehr wie ein isoliertes Phänomen finsterer Paten, denen Bush in hehrer Absicht das Handwerk legen will. Daß es den Autoren gelingt, den Mechanismus der einseitigen Verurteilung Kolumbiens als alleinige Wurzel des Drogenübels zu durchbrechen, haben sie der Journalistin Maria Semina Dunzan zu verdanken. Obwohl nur wenige Tage zuvor ihre Schwester in einem Hinterhalt des Medellin-Kartells ums Leben kam, verfällt sie nicht in kalten Haß, der schnell dazu verführt, wieder die Mafia zum Hauptübel abzustempeln und die Mittäterschaft anderer zu vergessen.

Was ist mit den europäischen Waffenproduzenten, die überall als ehrenwerte Geschäftsmänner gelten und doch am Drogenkrieg verdienen? „Wo seid ihr an eurer Drogenfront?“ fragt sie die deutschen Journalisten. Dort, wo die Gelder gewaschen werden - in den Banken. Dort, wo die Substanzen produziert werden, mit denen die Herstellung der Droge erst möglich wird - in den Chemiekonzernen. Der Film zerstört die Illusion, daß sich die Welt der Drogen in Gut und Böse aufteilen läßt - auf der einen Seite die Schlechten, die Kokain herstellen, und auf der anderen die Guten, die den Stoff konsumieren. Pikanterie am Rande: Anschließend folgte mit Leo's eine Sendung, in der man immer wieder beobachten kann, wie gut es den Guten geht, die sich ab und zu erlauben, Kokain zum guten Stil zu erklären.

Christof Boy

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