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Wohin mit dem Atommüll des Hahn-Meitner-Instituts

West-Berlin. Über einen Mißtrauensantrag gegen Umweltsenatorin Michaele Schreyer stimmt heute früh das Abgeordnetenhaus in einer Sondersitzung ab. Den Antrag hatte am Donnerstag der CDU-Abgeordnete Diepgen mit der Begründung gestellt, Schreyer verzögere bewußt das Genehmigungsverfahren für den Atomforschungsreaktor des Hahn -Meitner-Instituts (HMI). Die Umweltsenatorin betonte gestern noch einmal die ungeklärte Entsorgung für die abgebrannten Brennelemente des Reaktors. Wie die taz berichtete (Ausgabe v. 12.5.90), stehen Verträge zwischen dem HMI und der britischen Atomenergiebehörde kurz vor der Unterzeichnung. Danach sollen die abgebrannten Brennelemente in der schottischen Anlage Dounreay gelagert und wiederaufbereitet werden. In Dounreay rechnet man mit ersten Lieferungen schon im Spätsommer. Die Senatorin erklärte gestern, die Billigung durch die britische Regierung beziehe sich lediglich auf die Verträge. Ein britischer Botschaftsrat habe ihr noch vorige Woche erklärt, es gebe in Dounreay weder eine geeignete Wiederaufbereitungsanlage noch liege eine Genehmigung dafür vor.

Seinen Ärger über das verlängerte Genehmigungsverfahren für den Reaktor münzte Bundesforschungsminister Riesenhuber (CSU) noch einmal in handfeste Drohungen. In einem Interview der 'Berliner Morgenpost‘ kündigte er an, schlicht den Geldhahn für das HMI zuzudrehen, wenn das zentrale Forschungsgerät, nämlich ein „kleiner Forschungsreaktor“, verweigert werde.

Wenig Verständnis für soviel Ungeduld zeigte dagegen DDR -Umweltminister Steinberg (CDU). Er erhalte fast täglich Protestbriefe und Unterschriftenlisten von BürgerInnen, die über den Reaktor besorgt seien. In einem ersten Gespräch mit Schreyer begrüßte Steinberg die Beteiligung von Potsdamer BürgerInnen am Genehmigungsverfahren.

anb/dpa

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