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„Abschiedsgeschenk“

■ Das Zentrum für Antisemitismusforschung erhielt aus New York wichtige Archivmaterialien zur Erforschung der jüdischen Emigration aus Nazi-Deutschland.

West-Berlin. Die Geschichte der aus Deutschland geflüchteten Juden kann an der Technischen Universität erforscht werden. Die Bibliothek des „Zentrums für Antisemitismusforschung“ hat vergangene Woche ein Archiv von Orginaldokumenten und Mikrofilmen bekommen, die jetzt auf ihre Auswertung warten. Die Archivalien sind eine Grundlage für die Emigrationsgeschichte 1933 bis 1945.

Das Material stammt aus den Beständen der „Research Foundation for Jewish Immigration“ in New York. Leiter der Foundation ist Professor Herbert Strauss, der bis Anfang Mai dieses Jahres auch Leiter des Instituts für Antisemitismusforschung gewesen ist. Die wertvollen Dokumente sind ein Abschiedsgeschenk von Strauss an die TU.

Bei dem Archivmaterial handelt es sich um eine Kartei von 35.000 Namen und Angaben über circa 25.000 Exilanten und Emigranten, die während der nationalsozialistischen Verfolgung Deutschland, Österreich und die Tschechoslowakei verließen. Aufgeführt sind in dieser Kartei die Personen, die erkennbare Beiträge zu Wirtschaft, Wissenschaft, Gesellschaft, Politik, Kunst und Religion geleistet haben. Erst für 9.000 Emigranten wurden, zusammen mit dem Institut für Zeitgeschichte in München, Biographien ausgearbeitet und zwischen 1978 und 1983 veröffentlicht (siehe: Biographisches Handbuch der deutschsprachigen Emigration nach 1933).

Ferner erhielt die Bibliothek des Zentrums das Orginalarchiv der „American Federation of Jews from Central Europe“, der 1940 gegründeten Dachorganisation sämtlicher von jüdischen Einwanderern in den Vereinigten Staaten gegründeten Verbände. Das Material belegt die Aktivitäten des Verbandes um eine Liberalisierung der amerikanischen Einwanderungspolitik und um „Wiedergutmachungszahlungen“ in der Bundesrepublik.

So gut wie unausgewertet ist eine Sammlung von „Oral History„-Interviews die jetzt in der TU liegen. Die Interviews enthalten Lebensgeschichten der in die großstädtischen Zentren von Ost- und Westnordamerika geflüchteten deutsch-jüdischen Einwanderer. Die Kassetten sind bereits transkribiert.

aku

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