: Iran und EG reden über Geiselfrage
Iran fordert von britischer Regierung Verurteilung der Blasphemie gegen Islam vor der Wiederaufnahme diplomatischer Beziehungen ■ Aus Dublin Ralf Sotscheck
Wer gehofft hatte, daß die iranischen Annäherungsversuche an die Europäische Gemeinschaft zu einer Aufhebung des Todesurteils gegen den britisch-indischen Schriftsteller Salman Rushdie - dem Autor der „Satanischen Verse“ - führen würden, sah sich getäuscht.
Bei den Gesprächen einer Delegation des iranischen Außenministeriums mit Beamten der Europäischen Gemeinschaft aus Irland, Frankreich und Italien sagte der außenpolitische Sprecher Hussein Moussavian, daß das Todesurteil weiter Bestand habe. Er fügte jedoch hinzu, für eine Wiederaufnahme der diplomatischen Beziehungen mit Großbritannien müsse die britische Regierung lediglich erklären, daß sie „Beleidigungen und Blasphemie gegen den Islam“ nicht billige.
Das Treffen im Dubliner Schloß am Mittwoch war auf Wunsch Teherans zustandegekommen und sollte dazu dienen, vor allem die wirtschaftlichen Beziehungen Irans zur EG zu verbessern. Der EG-Delegation ging es dabei nicht um Rushdie, sondern um die Geiseln im Libanon.
Der Iran ist äußerst unzufrieden mit den Reaktionen der westlichen Welt auf die Freilassung der beiden US -amerikanischen Geiseln, Frank Reed und Robert Polhill. „Es liegt jetzt am Westen, den nächsten Schritt in der Geiselaffaire zu machen.“
Moussavian warf den westlichen Ländern vor, sich nicht ernsthaft um eine Freilassung der Geiseln im Libanon zu bemühen. „Falls sie es ernst meinten, wäre jetzt der Augenblick zu handeln“, sagte er. Vor allem Israel solle die iranischen Geiseln im Süd-Libanon und in Israel freilassen, um den „guten Willen Irans“ zu honorieren. Moussavian bezeichnete das Verhalten der westeuropäischen Staaten als „rassistisch“, da sie sich nur um ihre eigenen Geiseln kümmern. „Während die eine Seite 15 Geiseln hat, gibt es auf der anderen Seite Hunderte“, sagte er. Teheran werde sich jedoch für die Freilassung aller Geiseln im Libanon einsetzen.
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