Was wird den Kindern hinterlassen?

■ Betr.: den Artikel „Ostermarsch...“ 'taz vom 14. April

Unsere altgewordene Friedensbewegung wird mir immer fragwürdiger. Für mich heißt aus meiner Geschichte lernen nicht nur: „Nie wieder Krieg“, sondern auch:„Was tun wir heute, was hinterlassen wir unseren Kindern und Enkelkindern.“ Und ich glaube, wir hinterlassen ihnen Schlimmers als die Hitlerzeit, wenn wir so weitermachen, nämlich eine unbewohnbare Erde. Darum heißt heute für mich Frieden auch vor allem: Frieden mit der Natur.

Und wir wissen, wenn wir z.B. in der BRD 30 Millionen Autos fahren und wir in der reichen 1. Welt 70% der globalen Energie verpulvern, daß wir damit den Frieden weltweit zerstören.

Wenn alle Menschen dieser Erde so leben würden wie wir, wäre sie morgen kaputt. Und wenn ich überall an den Autos Friedenstauben sehe, so habe ich den Eindruck, daß die Friedensbewegung überdurchschnittlich an der Zerstörung des Friedens beteiligt ist.

Und wenn nun gesagt wird: „Ja, aber ich gebrauche mein Auto“, warum bekleben sie dann ausgerechnet den Umweltzerstörer Nr.1 mit Friedenstauben?

Über dieses Dilemma kommt man dann zu so neckischen Späßchen wie hüpfenden Osterhasen für den Frieden und wohl bald auch Golfen für den Frieden. - Denn wir sind ja alle für den Frieden und auch schön friedlich, aber der Weltuntergang für unsere Enkel in 50 Jahren ist uns immer noch lieber, als jetzt unser Tun radikal in Frage zu stellen und anders zu leben.

„Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung“ kann man nicht herbeireden; das muß radikal gelebt und erkämpft werden.

Wir können Zeichen setzen, solidarisch und allein, für eine ganz neue Friedenbewegung. Für mich als Weltkriegsdeserteur heißt für den Frieden sein, sich zu verweigern, die Zerstörung unserer Erde weiter mitzumachen.

Ludwig Baumann, 2820 Bremen 70

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