: Personalrat gegen Plastikessen
■ In Kindergärten soll gesünder gekocht werden, allein es fehlt an Personal und Geld
Wie kann das Essen an Bremens Kindertagesstätten besser werden? Diese Frage stellten sich die für Kindergärten zuständigen Perrsonalräte und versuchten gestern in einer Pressekonferenz im Kindertagesheim Kornstraße eine Antwort zu geben. In Bremer Kindertagesheimen (KTH) werden etwa 7.000 Kinder betreut. Ungefähr 5.000 von ihnen nehmen dort täglich ihr Mittagessen ein. Pro Kind und Mahlzeit haben die KüchenleiterInnen in den KTH's zwei Mark 45 zur Verfügung. Dieser Satz ist in den letztenzehn Jahren nicht mehr erhöht worden. Ein Teil der Mahlzeiten wird tiefgefroren und „küchenfertig“ von Großlieferanten bezogen, die Beilagen und Desserts werden in den KTH-Küchen jeweils selbst zubereitet. Rainer Müller von der ÖTV: „Ganz viele
Kinder bekommen die einzige ausgewogene Mahlzeit am Tag in den KTH.“
Das bedeutet, daß die Verantwortung für eine gesunde und ausgewogene Ernährung in den KTH's besonders groß ist. In der Realität aber klafft eine Lücke zwischen dem, was sein sollte und dem, was ist. Denn um eine kindgerechte und gesunde Ernährung der Kinder sicherstellen zu können, fehlt es an Personal, Zeit, Ausbildung und Geld. Personalrat Rainer Müller: „Das Essen muß besser, kindgerechter und gesünder werden. Das Ernährungsbewußtsein ist in den letzten Jahren gestiegen, dadurch haben sich aber auch die Anforderungen erhöht.“ Claudia Beims-Diekamp vom Hauptgesundheitsamt in Bremen legt denn auch Wert auf die Feststellung: „Essen ist
ein Teil von Kultur. Durch falsche Ernährung bedingt, stehen wir bei Reihenuntersuchungen in den Schulen vor dem Problem, daß zwei Drittel aller Kinder Karies haben und ein Viertel an Übergewicht leidet.“
Was die Personalräte der Kindertagesheime in Bremen deshalb von der Stadtregierung fordern, ist in erster Linie mehr besonders geschultes-Personal im Küchenbereich (zwischen zehn und zwanzig Wochenstunden pro Einrichtung), um mehr Zeit für die Zubereitung kindgerechten und gesunden Essens zu haben. Außerdem wollen sie eine bessere technische Ausstattung der Küchen erreichen. Auf die Frage, ob dies denn finanzierbar sei, wo doch vor vier Jahren gerade in diesem Bereich Einsparungen vorgenommen wurden, entge
gnet Rainer Müller: „Die Frage ist, welche Bedeutung die Sozialsenatorin der Ernährung der überwiegenden Mehrzahl der Kinder beimißt. Wenn dies bedacht wird, dann sind 25 Stellen nicht viel.“
Einen kleinen Erfolg konnten die Personalräte inzwischen erringen: bis zu den Sommerferien wird eine halbe Stelle zur Ernährungsberatug durch das BIPS von der Sozialsenatorin finanziert. Denn hiermit wird eine weitere Forderung der Personalräte zumindest im Ansatz erfüllt: Sie verlangen nämlich auch eine verbesserte Fort- und Ausbildung der KöchInnen, da gesundes Kochen auch gelernt sein will. Die Personalräte hoffen, daß dieser Anfang mehr als nur eine Episode ist.
mh
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen