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Roßkur gegen „Spuren des Lebens“

■ Die Reparatur der Quadriga geht langsam voran / Schäden sind schlimmer als erwartet

Mitte. Die Roßkur der Quadriga, des vierspännigen Kampfwagens auf dem Brandenburger Tor, zeigt erste Ergebnisse. Nicht nur ohne Kopf, sondern auch der Arme beraubt, steht die Wagenlenkerin, Göttin Viktoria, immer noch in der Werkstatt des Berliner Museums für Verkehr und Technik statt auf dem Tor. Auch Teile des Rückens liegen auf den Tischen der West- und Ostberliner Kupferschmiede. „Lochfraßkorrosion“ habe umfangreichere Arbeiten verursacht als erwartet, erklärte der Leiter der Werkstatt, Michael Lehmann, am Mittwoch vor Journalisten in Berlin.

Unklar ist den Experten noch, ob die „Spuren des Lebens“ Kritzeleien aus der Silvesternacht - restlos beseitigt werden sollen. Wenn die Figurengruppe nur so weit restauriert werde, daß sie von unten gut aussehe, bleibe ein wichtiger Tag im Leben der wagenlenkenden Göttin zumindest für Historiker erhalten, lauteten die Argumente. In der Silvesternacht hatten Zehntausende am Brandenburger Tor das neue Jahr begrüßt. Dabei waren einige Feiernde auf die Quadriga geklettert.

Die gesamte Stützkonstruktion der Siegesgöttin mußte entfernt werden. Sie wird durch schwerrostenden Stahl ersetzt. Nach der Göttin selbst komme als nächstes der Wagen dran, dann schrittweise jedes der vier Pferde, sagte Lehmann. Auf jeden Fall sei die Figur am 6. August nächsten Jahres zum 200jährigen Bestehen des Tores wieder obenauf. Die Kosten der Renovierung in Höhe von 200.000 Mark hat der Mannesmann-Konzern übernommen.

Die gesamte Oberfläche wird nach den Restaurierungsarbeiten nachpatiniert, damit sich eine einheitliche Grünfärbung der Figurengruppe ergibt. „Der saure Regen färbt nicht mehr grün“, erläuterte Lehmann. Früher habe man Heringslake benutzt, um die Färbung zu erreichen, doch sei diese nach einem Jahr abgewaschen gewesen. Heute greifen die Restauratoren zu einer Flüssigkeit auf Nitratbasis.

ap

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