: Bremer Löcher auf einen Blick
■ Übersicht über Baugrundstücke / Förderprogramm für Häuselbauer und Sozialwohnungen abgesegnet
Das Ding hat ungefähr das Format eines Quelle-Katalogs und nahezu auch die gleiche Funktion. Für 10 Mark können eigenheim-willige BremerInnen sich jetzt eine komplette Übersicht über alle noch unbebauten Fleckchen Bremer Erde verschaffen und sich „ihr“ Traum-Grundstück fürs eigene Häuschen aussuchen. „Bauland in Bremen“ heißt die Broschüre, mit der Bausenator Kunick jetzt Schwung ins private Häuslebauertum bringen will und in der alle Ziergärtchen, Park-und Grünflächen, Obstbaumpflanzungen und Industriebrachen erfaßt sind, die der Flächennutzungsplan als Bauland ausweist. Zweck der Behörden-Fleißarbeit laut Kunick: „Ich wünsche mir, daß die Hinweise in dieser Broschüre Grundstücke und Bauherren zusammenführen. Für Wer fündig geworden ist, für die hält Kunick gleich noch ein weiteres Bonbon bereit: 176 Millionen Mark bewilligten die Wohnungsbauausschüsse der Bremer Bürgertschaft gestern für ein „Wohnungsbauprogramm 1991“. Für kurzentschlossene BauherrInnen darin enthalten: Ein Darlehensfond, damit das Gesparte nicht nur für's Grundstück, sondern auch für was drauf reicht: Bis zu 55.000 können angehende EigenheimerInnen, je nach Familiengröße und -einkommen, daraus leihen. Zinslos!
„Hausaufgaben erledigt“ konnte Kunick gestern auch bei anderen Bereichen der Wohnungsbau-Förderung verkünden. Neben dem „Programm zur Förderungs von Eigentumsmaßnahmen“ segnten die Bauausschüsse auch ein Förderprogramm von
495 Sozial-Wohnungen ab, die u.a. die Gewoba, die Bremer Heimstiftung und halbes Dutzend weiterer Bauträger erstellen sollen. Wo, steht allerdings noch nicht endgültig fest. Gerüchte, daß Kunick in seiner Grundstücksnot am liebsten ganz Borgfeld mit einem zweiten Tenever zupflastern würde, hängte der Senator gestern vorsorglich tief: „So schnell schießen die Preußen nicht, wie suchen überall geeignete Grundstücke.“ Allerdings räumte er ein: „Je weniger wir finden, desto enger wird's auf den verbleibenden.“
Zu Potte gekommen ist Kunick schließlich auch mit der Bremer „Arbeitsgemeinschaft freier
Wohnungsbauunternehmen“. Die Bau-Gesellschaften, die Kunick vor einigen Monaten den Bau von 1.000 neuen Wohnungen und Eigenheimen binnen zwei Jahren angeboten hatten, sollen jetzt schon einmal mit 300 loslegen. Mehr, so Kunick gestern, war bis jetzt nicht drin, Die Grundstücke fehlten. Sechs hat die Baubehörde jetzt immerhin nach einigem Suchen in Hemelingen, in Oslebshausen, Walle, Findorff und Schwachhausen gefunden und „zum Verkehrswert“ zum Kauf angeboten. Einziger Haken: Die meisten gehören der Stadtgemeinde bislang gar nicht, müssen also ihren privaten Eigentümern erst einmal abgekauft, im Zwei
felsfall auch enteignet werden. Senatsdirektor Osthaus: „Das juristische Instrumentarium dafür haben wir.“
Insgesamt will Kunick im nächsten Jahr für rund 1350 zusätzliche Wohnungen in Bremen und Bremerhaven sorgen. Der Bedarf, so Kunick, ist da. Spätestens nach dem 2. Juli, wenn in der DDR die sozialen Folgen der deutschen Einheit absehbar werden, rechnet Kunick mit einem neuen Massenexodus.
Den kompletten Katalog bebaubaren Bremer Grüns gibt es in der Langenstraße 31-43. Im Amt für Wohnung und Städtebauförderung wird erklärt, wie man an Staatsknete kommt.
K.S.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen