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Kunst des Holzschneidens, Landschaften mit Stehengebliebenen

■ Vier Holzschneider in der GadeWe/Bilder und Objekte im Atelierhof

Kunst des Holzschneidens, Landschaften mit

Stehengebliebenen

Vier Holzschneider in der GadeWe / Bilder und Objekte im

Atelierhof

Holzschnitt: Ein Genre, das aus der Mode ist. Doch es gibt noch immer Leute, die sich gerade davon angezogen fühlen: von der Drastik, der Präzision des Schnittes, der Kraft, die die Reduktion auf Schwarzweiß, Hochtief verspricht, und von der Technik. Arbeit mit einem lebendigen Material wie Holz, das die Spuren des Wachstums und von allerlei Verletzungen trägt und auf den Abdruck überträgt. Ein besonderes Geburtserlebnis ist schließlich der bei großen Formaten (etwa Ex-Schranktüren) notwendige Hand-Druck, eine schweißtreibende Knochenarbeit, die den ganzen Körper fordert.

Solche Leute hat die GadeWe jetzt ausgestellt, passionierte Holzschneider. Sie fächern die Möglichkeiten des Genres schön auf: Dem klassischen Holzschnitt am nächsten sind Rainer Roland mit seinen bissigen Biestern, „Autofressern“, dem „Mutantenkönig“ und anderen bizarren Gespenstern der Obsession; und Michael Heinrich, der urbane Szenen mit filigranem Strich schneidet. Der inneren Verwandschaft mit der digitalisierten Welt des Computers (schwarz-weiß / ja -nein) trägt Udo Reichwald Rechnung: Seine Skizzen verfremdet er mittels Rechner und Plotter, bläst sie auf und schneidet sie in ehemalige Schultische. Reichwald wildert im Mythenland, versetzt eine Maya-Göttin in unsere Zeit incl. einem gebeugten Honnecker und einem Wal/Jumbo. Die elegantesten Bilder gelingen dem Fan klassischer Musik und der Filme der Schwarzen Serie, Ulrich Precht; er setzt seinen Helden Warren Oates („Dillinger“), Strawinsky, Max Reger großformatige Denkmäler, indem er sich aufgrund historischer Aufnahmen ein Bild von ihnen macht, ihrem Körper, ihren Händen, und sie in einen fiktiven Raum stellt. So kommen eindringliche und subjektive Heldenportraits zustande. Oder eine düstere Krimiszene „Nevada Gas“, nach Raymond Chandler, auf der Grundlage eines Bildes aus einem 50er Jahre Fahrschulbuch. - Die Ausstellung macht Lust auf Holzschnitt, und für DM 380.-darf man sich eine Mappe mit Arbeiten von allen vieren mitnehmen. (In der Reuterstr. 9 -17, im Kairo nebenan, in der Vegesacker Straße 59; bis zum 13.Juni).

Beredte Bilder - schweigsame Figuren. Eine Doppelausstellung im Atelierhof, in die man sich alleine reinsetzen kann wie in den Wald. Claus Hammer zeigt neue Bilder quadratischen Formats, Landschaften als Träger projektiver Fantasie in teilweise phosphoreszierenden Farben. Da lacht der gelernte Kunsttherapeut im „Phosphormorgen“, aber schürft auch tief mit „November '89“. Dennoch überwiegt der unerschrockene Farbwirbel, der unverstellte Draufblick auf „Bäume in Geschenkpapier“. Blei, Beton, Holz, Bronce: die ungehobelten Materialien der stummen Gestalten von Oliver Voigt, Caesaren, „Stehende“, eine „Dickmadam“ und ganz von trocknungsgerissener Robinie eine „Kokette“. Das alte Thema ist eher provisorisch gefertigt, grob sind die Spuren des Stecheisens (der Axt), die die Oberfläche schraffieren, lose Späne liegen rum. „Die sollen aussehen, als ob sie unterwegs stehengeblieben sind“, sagt Oliver Voigt. Im Atelierhof haben sie die Präsenz magischer Größen. Als hätten sie sich nie bewegt. (Alexanderstr.9b, bis zum 10.6.) Bu

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