Bedrohte Idylle zwischen Schloten

■ BUND will Biotop im Niedervieland vor dem „Flächenfraß“ bewahren hier bitte das Foto mit der Wiese

Bremens bunteste Wiese besichtigt Foto: Dirk Rohdenburg Die letzten norddeutschen Exemplare der „Keilflecklibelle“ und der „Grünen Mosaikjungfer“ würde hier wohl keiner vermuten. Und doch gehört die rund 90 Hektar große Lankenauer Feldmark, die von Klöckner- und Kraftwerk -Schornsteinen, Güterverkehrszentrum und Spülfeldern umgeben ist, zu den bedeutendsten Biotopen, die Bremen zu bieten hat.

Damit sich die seltenen Libellen, der üppig blühende Klappertopf, Fieberklee, Krebsscheren, Uferschnepfen, Knoblauchkröten, Graureiher und viele weitere bedrohte Tier und Pflanzenarten auch weiterhin auf der großen bunten Wiese tummeln können, hat der BUND der Umweltsenatorin Lemke -Schulte jetzt eine komplett ausgearbeitete Naturschutz -Verordnung für den Bereich zugeschickt. Damit will die Umweltschutzorganisation Bau- und Hafensenator Konrad Kunick zuvorkommen. Der hat nämlich jüngst verlauten lassen, daß er das Niedervieland I, zu dem auch die Lankenauer Feldmark gehört, am liebsten als Gewerbegebiet ausweisen möchte. „Das wäre die Totalzerstörung des Geländes“, erklärte gestern BUND-Geschäftsführer Joachim Seitz vor Ort.

1983 wurden die Feuchtwiesen im Niedervieland I als Reservefläche für eine Hafenerweiterung ausgewiesen. Schon damals hatte der BUND Bedenken, verzichtete aber auf großen Protest, weil mit einer Hafenerweiterung sowieso frühestens im nächsten Jahrtausend zu rechnen gewesen wäre. Nachdem die Hafenpläne inzwischen endgültig beerdigt wurden, hat der Hafensenator die Wiesen wiederentdeckt: nicht nur für eine Ausweitung des anschließenden Güterverkehrszentrums, sondern auch als neues Spülfeld für die giftigen Sedimente, von denen jährlich über eine Million Kubikmeter aus Bremens Hafenbecken gebaggert werden müssen.

Neue Gewerbeflächen stünden genug zur Verfügung, wenn der Plan umgesetzt wird, den kaum genutzten Europa-Hafen zuzuschütten, meint der BUND. Und die bisherigen Hafenschlick-Spülfelder in Seehausen und Niedervieland II hätten noch genug Kapazität für weitere 15 Jahre. Bis zum Ablauf dieser Zeit könnten die giftigen Schlämme dann um 80 bis 90 Prozent reduziert werden - wenn Bremen zusammen mit der neuen rot-grünen Regierung in Hannover sofort ein umfassendes Programm zur Weserrenaturierung beginnt.

Noch hofft der BUND auf die durchschlagende Wirkung seines Vorschlags, dem „landschaftsfressenden Hafen- und Wirtschaftssenator“ mit einem Naturschutzgebiet zu begegnen. Doch sollte das nicht helfen, sieht Geschäftsführer Seitz auch noch andere Möglichkeiten, die Natur im Niedervieland zu schützen. „Das lohnt eine Verbandsklage“, sagte er gestern zwischen blühenden Klappertöpfen und schwirrenden Libellen.

Ase