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Peking - ein Jahr danach

■ Studentenprotest am Tag des Massakers von Peking / Polizei hält die Hauptstadt im Griff / Journalisten verprügelt / Hunderttausende demonstrieren im Ausland

Peking (ap/taz) - Ein Riesenaufgebot an Polizisten und Soldaten hat am Sonntag, dem ersten Jahrestag des Massakers auf dem Platz des Himmlischen Friedens, vereinzelte Demonstrationen nicht verhindern können. Soldaten hielten den Tiananmen und angrenzende Straßenzüge am Sonntag und Montag fest im Griff. In der Nacht zum Montag versammelten sich über 2.000 Studenten in der Peking-Universität zur bisher größten Kundgebung seit dem Massaker. Sie riefen regierungsfeindliche Parolen und sangen die Internationale.

Die Protestaktion an der Hochschule begann mit Angriffen einer Gruppe von Studenten auf die Polizisten, die einen dichten Kordon um den Campus gezogen hatten. Die Studenten warfen Flaschen auf die Sicherheitskräfte. Anschließend zogen 2.000 Studenten gegen 1 Uhr nachts zu einem Platz auf dem Campus, der auch im letzten Jahr zentraler Versammlungsort der Studenten war. Ein Student der Ökonomie ergriff das Wort - bevor er seine Rede zu Ende bringen konnte, versuchten Polizisten in Zivil ihn wegzuzerren, woran sie jedoch von der Menge gehindert wurden. Auf der Kundgebung wurden Parolen wie „Weg mit Li Peng“ skandiert. Ministerpräsident Li Peng hatte eine Schlüsselrolle bei der Niederwerfung der Demokratiebewegung gespielt.

Am Montag herrschte an der Hochschule Ruhe. Der Platz des Himmlischen Friedens war am Montag den vierten Tag hintereinander abgeriegelt. Tausende Ordnungshüter standen bereit. Soldaten gingen brutal gegen Journalisten vor, die vom Tiananmen und von der Peking-Universität berichten wollten, und setzten sie zeitweise fest. Ein Fernsehreporter aus der BRD wurde mit einem elektrisch geladenen Schlagstock verprügelt. Einem anderen Journalisten traten Polizisten ins Gesicht und zerschmetterten seine Kamera. Am Sonntag hatte es immer wieder Versuche Einzelner gegeben, westlichen Journalisten Manifeste zuzustecken. Mehrere Personen wurden sofort von Polizisten abgeführt.

In Hongkong, das 1997 an die Volksrepublik China fallen soll, gingen am Sonntag mindestens 100.000, nach Angaben der Organisatoren 200.000 Menschen zum Gedenken an die Opfer von Peking auf die Straße. In den USA, in Frankreich, Japan, Großbritannien, Kanada und auf Taiwan demonstrierten Zehntausende.

Rund 2.500 Teilnehmer versammelten sich auch in Köln, der Partnerstadt Pekings, zu einer zentralen Gedenkkundgebung. Unter dem Motto „Wider das Vergessen“ hatten die Exilorganisationen „Föderation für ein demokratisches China (FDC)“ und die „Vereinigung chinesischer Studenten und Wissenschaftler“ zu der Demonstration auf dem Roncalli-Platz zu Füßen des Kölner Doms aufgerufen. Auch die Delegierten des Bundeskongresses von amnesty international, die gerade ihre Jahrestagung in Köln abhalten, nahmen an der Kundgebung teil. Zahlreiche Passanten und Touristen schlossen sich spontan der Solidaritäts-Kundgebung an. Bericht aus Peking Seite 8

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