: Konflikte drohen
■ betr.: "Das Europa der Zukunft ist nah", taz vom 1.6.90
betr.: „Das Europa der Zukunft ist nah“, taz vom 1.6.90
Ich finde es verwunderlich, daß Dieter Senghaas nicht die Verewigung des Einflusses der USA und der UdSSR auf Europa auf der Grundlage des KSZE-Prozesses vorauszusehen scheint.
Daß beide Mächte diese langfristige Absicht verfolgen, lassen meines Erachtens deutliche Signale bereits heute erkennen: die derzeitigen Verhandlungen zwischen USA und der UdSSR über die künftige politische Ordnung Europas, ihrer beider Absicht, im künftigen Deutschland militärisch bis auf weiteres präsent zu bleiben, Moskaus Vorstellung von einem „Europäischen Rat“, in dem es selbst eine gewichtige Rolle zu spielen hofft, amerikanische Vorstellungen von einer entscheidenden Machtstellung der Nato in ganz Europa, wobei man vom baldigen Verschwinden des Warschauer Paktes auszugehen scheint und so weiter.
Sollte die Fortdauer des Einflusses der Vereinigten Staaten und der Sowjetunion auf dem europäischen Kontinent im Rahmen der KSZE institutionalisiert werden, würde uns EuropäerInnen ständige Verwicklung in Konflikte dieser beiden großen Mächte in außereuropäischen Räumen der Welt drohen. Um dieser Gefahr vorzubeugen, muß eine Politik begonnen werden, die auf die „Europäisierung Europas“ angelegt ist, von der schon 1981 Peter Bender in seinem Buch Das Ende des ideologischen Zeitalters gesprochen hat.
Den strategischen Ansatzpunkt für eine solche langfristige Politik bietet die auf dem Brüsseler Vertrag von 1948 fußende Westeuropäische Union (WEU), als erste europäische Organisation nach dem Zweiten Weltkrieg gegründet, in ihrer Konzeption auf ganz Europa hin ausgerichtet und in Verbindung mit anderen europäischen Organisationen wie EG und EFTA geeignet, der Verwirklichung der Idee eines eigenständigen Europas als ausgleichende Kraft zwischen USA und UdSSR zu dienen.
Lutz Roemheld, Fröndenberg
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