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Einen Krippenplatz für jedes Kind

Angebot an Krippen in der DDR soll erhalten bleiben / Staatliche Unterstützung für die Kindereinrichtungen der Betriebe / Familienministerin Schmidt fordert einheitliche Erziehung für Krippen- und Vorschulkinder / Lob für BRD-Erziehungsurlaub mit Beschäftigungsgarantie  ■  Aus Berlin Claudia Haas

Alle Kleinkinder in der DDR, die einen Krippenplatz benötigen, sollen auch einen bekommen. Die Ministerin für Familie und Frauen, Christa Schmidt (CDU), versprach in dieser Woche in einer Kinderkrippe in Berlin-Hellersdorf außerdem eine Verringerung der Gruppenstärke, einen Betreuungsschlüssel von 1 zu 5 und eine bessere Ausbildung der Krippenerzieherinnen. Bis zum Ende des Jahres gelten die alten Preise für einen Krippenplatz, ab 1991 wird der Kostenanteil nach dem Einkommen der Eltern berechnet.

Beruhigende Worte für die Krippenleiterinnen und -erzieherinnen, die aus den Berliner Stadtbezirken zusammengekommen waren, um von der Ministerin Näheres über die Zukunft des Krippenwesens zu erfahren. Das System der Krippenerziehung in der DDR wird in der Öffentlichkeit zunehmend kritisiert, die Schäden der Krippenkinder detailliert beschrieben.

Die Familienministerin riet den Erzieherinnen, solche Hetzkampagnen zu ignorieren und stattdessen Eigeninitiative in der Verbesserung der Kinderbetreuung zu entwickeln. Die alte Krippenordnung, in der Tagesablauf und Erziehungsinhalte systematisch vorgeschrieben waren, gilt nicht mehr, die Gesetzeslücke läßt Raum für Experimente. So könnte bereits jetzt in Modellgruppen die gemeinsame Betreuung von Krippen- und Kindergartenkindern erprobt werden.

Erschwert wird die Zusammenarbeit allerdings durch die verschiedenen Zuständigkeiten: Die Kindergärten sind dem Ministerium für Bildung unterstellt. Jetzt soll eine Kommission mit Fachleuten aus beiden Ministerien ein einheitliches Erziehungskonzept für Krippen- und Vorschulkinder erarbeiten.

Ein Abbau der Krippenplätze ist für Ministerin Schmidt nicht zu verantworten. Für Einrichtungen die aufgelöst werden, müßten neue Träger gefunden werden. Kirchliche Träger hätten sich bereiterklärt, in die Kleinkindbetreuung miteinzusteigen. Nach einem Ministerratsbeschluß von dieser Woche kann die Kinderbetreuung der Betriebe staatlich subventioniert werden. Am Bedarf nach Krippenplätzen in der DDR wird sich in naher Zukunft nichts ändern. Zur Zeit sind etwa 80% der Kleinkinder in einer Kinderkrippe untergebracht (BRD: zwei Prozent), die Krippen sind für viele Familien und alleinstehende Mütter eine existenzielle Notwendigkeit. Doch selbst die große Anzahl an Kinderkrippen reicht nicht aus. In Berlin-Hellersdorf, einem Neubaugebiet mit 120.000 Einwohnern, fehlen über 700 Krippenplätze, viele Mütter warten seit einem Jahr auf einen Platz für ihre Kleinen. Für 1990 waren zusätzlich zu den 50 bestehenden Krippen zehn neue Einrichtungen angekündigt, von denen bisher keine einzige eröffnet wurde. Viele Eltern behalten nach dem Umzug in die Neubausiedlung den Krippenplatz in der Innenstadt weiter.

Der Bedarf an Krippenplätzen nimmt ständig zu. Franziska Heinze von der Krippenvereinigung Hellersdorf registriert immer mehr Mütter, die bereits im Babyjahr wieder arbeiten wollen.

Illegale Entlassungen

Viele Betriebe entlassen Frauen im Babyjahr, obwohl es gesetzlich verboten ist. Nach Ansicht von Ministerin Schmidt sollten Kinder unter zwei Jahren nur in Sonderfällen in Krippen untergebracht werden. Erziehungsurlaub mit Beschäftigungsgarantie und Erziehungsgeld nach westdeutschem Vorbild sollen Anreize für Mütter sein, die ersten beiden Jahre mit dem Kind zu Hause zu verbringen.

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