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Goldminen in Südafrika kürzen ihre Produktion

Der Goldpreis ist auf den tiefsten Wert seit vier Jahren gesunken / In den Bergwerken stehen Massenentlassungen bevor / NUM fordert Subventionen  ■  Aus Johannesburg Hans Brandt

Mehr als ein Dutzend südafrikanische Goldbergwerke könnten zur Schließung gezwungen werden, wenn sich der internationale Goldpreis nicht schnell erholt. In den letzten beiden Wochen erreichte das Edelmetall mit 350 US -Dollar pro Feinunze die tiefsten Werte seit vier Jahren. Gestern lag der Preis bei 349 Dollar, nachdem er in der letzten Woche zeitweise auf 340 Dollar gesunken war. Die beiden größten südafrikanischen Minen kündigten Produktionskürzungen an, die 7.800 Bergleute arbeitslos machen werden. Das Unternehmen Anglo American Corporation gab bekannt, es würden Kürzungen bei den Minengesellschaften Free State Consolidated Gold Mines, dem größten Bergwerkskonzern mit circa 100.000 Angestellten, bei Vaal Reefs Exploration und bei Gold Mining vorgenommen werden.

Der schnelle Fall des Goldpreises wurde anfangs durch Großverkäufe der Sowjetunion verursacht, die dringend Mittel für die Umstrukturierung ihrer Wirtschaft benötigt. Auch der niedrige Ölpreis hat Ölproduzenten im Nahen Osten dazu gezwungen, ihre Staatskassen durch Goldverkäufe anzufüllen. Gestern konnten sich Experten den andauernden Tiefstand des Preises jedoch nicht erklären.

Obwohl Gold in den letzten Jahren an Bedeutung abgenommen hat, spielt es in der südafrikanischen Wirtschaft noch immer eine zentrale Rolle. Gold bringt dem Land etwa ein Drittel aller Exporterlöse. Andererseits ist der Anteil Südafrikas an der Goldproduktion des Westens seit 1980 ständig gesunken, von 70 Prozent 1980 auf knapp 40 Prozent letztes Jahr. Die internationale Konkurrenzfähigkeit südafrikanischer Minen hat sich verschlechtert. Die Produktionskosten für eine Unze Gold lagen 1989 in Südafrika bei 296 US-Dollar, während in Australien eine Unze für 250 Dollar produziert wurde.

In den tiefsten Goldbergwerken der Welt und bei fallendem Goldgehalt des geförderten Gesteins ist die Goldgewinnung in Südafrika besonders teuer. Mindestens 13 von 41 südafrikanischen Goldbergwerken produzieren das Edelmetall für weit mehr als 296 Dollar pro Unze. Diese sind nun von der Schließung bedroht. Einige Bergwerke werden schon seit mehreren Jahren vom Staat subventioniert. Eine letzte Woche einberufene Regierungskommission soll nun entscheiden, ob solche Subventionen fortgesetzt werden sollen. Auch über die MÖglichkeit, die südafrikanische Währung, den Rand, abzuwerten, um Goldbergwerke zu unterstützten, wird spekuliert.

Die Perspektive, daß Tausende von Arbeitern entlassen werden könnten, überschattet die laufenden Tarifverhandlungen im Bergbausektor. Ein Sprecher der südafrikanischen Bergarbeitergewerkschaft NUM meint jedoch, daß der Fall des Goldpreises keine Auswirkungen auf die Verhandlungen haben wird. „Bei den unglaublich niedrigen Löhnen, die die Minen zahlen, können wir das Argument der niedrigen Goldpreise auf internationalen Märkten nicht akzeptieren“, meint Jerry Majatladi. „Ohnehin machen die Kohlebergwerke gute Profite, und man kann die beiden Branchen nicht von einander isolieren.“

Die NUM fordert Lohnerhöhungen von durchschnittlich 20 Prozent für ihre mehr als 500.000 Mitglieder. Die Arbeitgeber haben bisher Erhöhungen von etwa 14 Prozent angeboten. In Goldbergwerken liegt der Mindestlohn zur Zeit bei 366 Rand monatlich (etwa 200 Franken).

Entlassungen will die NUM nicht hinnehmen. „Die Bergbauindustrie ist das Rückrat der südafrikanischen Wirtschaft“, sagt Majatladi. „Der Staat muß die Bergwerke subventionieren. Es ist wichtiger, die Arbeitsplätze zu sichern als Geld in Apartheidstrukturen zu stecken.“

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