Massaker an Tamilen in Madras

■ Separatistenführer im südindischen Exil vermutlich von Rivalen aus Sri Lanka erschossen

Madras (afp/taz) - Der Kampf zwischen verfeindeten tamilischen Separatistengruppen aus Sri Lanka hat zum ersten Mal auf das indische Festland übergegriffen. Bei einem Attentat auf die Führung der „Revolutionären Volksfront von Eelam“ (EPRLF) in der südindischen Provinz Tamil Nadu sind am Dienstag mindestens 13 Menschen getötet worden. Wie die Polizei der Provinzhauptstadt Madras mitteilte, sind außerdem 15 Menschen schwer verletzt worden.

Der Anschlag geht nach ersten Erkenntnissen auf das Konto der srilankischen Tamilengruppe „Befreiungstiger von Tamil/Eelam“ (LTTE). Die sechs Attentäter fuhren nach Polizeiangaben vor einem Gebäude der mit der LTTE verfeindeten Tamilengruppe EPRLF vor und schossen mit automatischen Waffen um sich. Unter den Toten sollen sich der EPRLF-Generalsekretär K. Padmanabha sowie der ehemalige Finanzminister der inzwischen aufgelösten EPRLF-Regierung im Nordosten Sri Lankas, Kirubakaran, befinden. Wie es weiter hieß, starben auch mehrere unbeteiligte Anwohner.

Die LTTE, die sich seit Jahren blutige Gefechte mit den Regierungstruppen Sri Lankas liefert, um die Unabhängigkeit für die tamilische Minderheit im Land zu erkämpfen, ist mit der EPRLF verfeindet. Sie wirft ihr vor, mit den indischen Truppen zusammengearbeitet zu haben, die auf Ersuchen Colombos zwei Jahre lang versucht hatten, die LTTE zu entwaffnen. Zahlreiche EPRLF-Führer hatten sich nach dem Abzug der Inder vor Mordanschlägen der LTTE nach Südindien geflüchtet. In Tamil Nadu unterhalten sämtliche Tamilengruppen ihre politischen Büros.

In Sri Lanka selbst gingen am Dienstag die Kämpfe zwischen den Rebellen und Regierungstruppen mit unverminderter Heftigkeit weiter. Wie beide Seiten erstmals bestätigten, sind seit dem 11. Juni mindestens tausend Menschen ums Leben gekommen. Regierungstruppen rücken im Nordosten des Landes gegen die sich heftig wehrenden Guerillakämpfer vor.

hbo