Der PCI-Chef hat sein Ei gelegt: „Partei der Arbeit“

Italiens KP erwartet nach der Umtaufe mächtige Herausforderungen / Arbeitgeber kündigten „Scala mobile“ - Generalstreik im Juli?  ■  Aus Rom Werner Raith

Die Berge kreisen - und gebären eine Maus, sagt das Sprichwort. Viel höflicher kann man's kaum ausdrücken: Nach mehr als einem halben Jahr Herumdrucksens, Fintierens, Finassierens, Taktierens hat Italiens Kommunistenchef nun die Maus endlich geboren: „Partito di lavoro“ soll sein Verein, die heutige PCI, künftig heißen - nach der Neufundierung natürlich. Ein „Sammelbecken für alle fortschrittlichen alternativen, umweltbewußten Kräfte“ will die Führungsriege, als Konsequenz aus der Krise der Linken seit dem Kollaps des Realsozialismus, schaffen. Und davon hat sie sich bislang weder durch immer stärkeren parteiinternen Widerstand um den Altlinken Pietro Igrao noch durch Absagen faktisch aller ins „Sammelbecken“ eingeladener Kräfte (Katholiken, Grüne, Kleinunternehmer) abbringen lassen.

An sich sollte der neue Name erst auf dem „verfassungsgebenden Gründungskongreß“ im Laufe dieses Jahres entschieden werden. Doch Occhetto wollte offenbar nicht riskieren, daß die in Umfragen bevorzugten Namen „Demokratische Partei“ oder „Demokratische Aktionspartei“ sich parteiintern durchsetzen.

Sollte sich die neue Partei wirklich konstituieren derzeit wächst eher die Opposition innerhalb der Partei -, so erwartet die neue Formation allerdings schon bald Unbehagliches. So etwa sehen sich derzeit die Arbeiterorganisationen auf aggressivste Weise von den Arbeitgebern herausgefordert: Ohne viel Umschweife hatten diese Lohndiktat mit deutlicher Senkung der Reallöhne vorgelegt und - als die Gewerkschaften dies nicht akzeptierten - am Wochenanfang die weltberühmte „Scala mobile“ gekündigt, die an der Inflationsrate orientierte Lohnanpassung. Die Arbeitgeber haben den Zeitpunkt für ihr Manöver ausgezeichnet gewählt. Einerseits stehen die Gewerkschaften mit dem Rücken zur Wand: Vor sechs Jahren, als die Regierung des Sozialisten Craxi erstmals einen Teil der Lohngleitklausel aufhob, hatten sie sich nur halbherzig einer von der PCI gegen die Gesetzesnovellierung beantragten Volksabstimmung angeschlossen; das Referendum ging verloren. Eine Wiederholung des Entscheids aber, die die Gewerkschaften favorisieren, ist derzeit unmöglich, weil eben die Kommunisten mit ihrer Neugründung aus dem Ruch einer reinen Arbeiterpartei (daher auch „Partei der Arbeit“, nicht „Arbeiterpartei“) herauswollen und Alliierte sogar bei der von der Industrie gesponserten Republikanischen Partei suchen; eine Kraftprobe mit den Arbeitgebern suchen die PCI -Liquidatoren denn auch tunlichst zu vermeiden.

So wird der Chef der neuen „Partei der Arbeit“ sich nicht über Arbeitsmangel zu beklagen haben - speziell was seine schon bisher geübte Tätigkeit als Champion im Dauerspagat betrifft. Seinen ersten Einlassungen nach sucht er es auch in der Frage der Lohngleitskala beiden Seiten recht zu machen: Einerseits will er den Generalstreik unterstützen, den die Gewerkschaften für Mitte Juli angekündigt haben; andererseits dient er sich mittlerweile den Arbeitgebern sogar als eine Art Vermittler an.

„Normalerweise würde man das einen schwierigen Start nennen“, kommentiert 'il manifesto‘ heiter, „aber beim PCI müßte man sich wundern, wenn's anders verlaufen wäre.“ Da ist was dran.