SCHÖNER LEBEN: Sommeranfang verlegen!
■ Wie zwei Anachronismen zu beseitigen wären
Mit dem Sommer ist wie mit der Jugend: Man spürt ihn erst, wenn er vorbei ist. Deshalb wird auch der Beginn desselben selten ernstgenommen, und auch wir gedenken des 21.Juni erst postum. Nun gibt es aber auch kaum ein absurderes Datum als gerade dieses: Das Wetter erleidet in der Regel zum Juniende einen nachhaltigen Rückschlag, der Urlaub hat lediglich in so merkwürdigen Ländern wie Schweden und Nordrheinwestfalen begonnen, und letzten Endes wirft der 21.Juni auch noch ein dialektisches Problem auf: Wie kann ein anständiger Sommer just mit dem Tag beginnen, ab dem das Jahr sich dem Winter zuneigt, werden doch ab sofort die Nächte länger und, was schlimmer ist, die Tage kürzer.
Solche sowie politische und massenpsychologische Erwägungen legen nahe, den Sommeranfang als das zu behandeln, was er ist: als Fiktion. Nichts spricht dagegen, ihn z.B. auf den 17. des Monats zu verlegen: Man hätte frei, die Tageslänge nähme noch zu, das Wetter wäre eben noch schön, Deutschredner täten saufen und tanzen statt dröhnen und krampfen und in den Freudenfeuern schmurgelten die Lehrbücher des Marxismus und der Astronomie.
Burkhard Straßman
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