: Zuspitzung im „Südafrika Europas“
■ Im jugoslawischen Kosovo will die serbische Führung nach wie vor den Albanern einen Apartheidsstatus aufdrücken
Berlin (dpa/taz) - Der jugoslawische Regierungschef Markovic mußte sich am Sonnabend in den wieder brisanter werdenden Konflikt um den Kosovo einschalten. Er empfing eine Delegation des Kosovo-Parlaments, in dem die albanische Bevölkerungsmehrheit dominiert. Die albanischen Abgeordneten hatten in der Nacht zum Freitag das Parlament in Pristina mit dem Ziel besetzt, die Autonomierechte der Provinz zu erhalten. In dieser Woche will nämlich das serbische Parlament ein Gesetz verabschieden, durch das serbische Behörden unter Umgehung der Albaner die Macht im Kosovo ausüben können.
Schon seit 1988 beherrscht die Verfassungsfrage die öffentliche Diskussion in der jugoslawischen Teilrepublik Serbien, zu der die bisher autonome Provinz Kosovo gehört. Unter dem Druck serbischer Nationalisten, die von Parteichef Milosevic unterstützt wurden, mußte das Parlament im Kosovo seither mehrmals zurückstecken. Im Februar dieses Jahres wurden nach heftigen Demonstrationen gegen diese serbische Politik Polizeitruppen aus anderen Teilen Jugoslawiens in den Kosovo verlegt. Durch Repression gegenüber der albanischen Bevölkerungsmehrheit verloren mehr als 50 Menschen ihr Leben. Im Zuge der Demokratisierung des Gesamtstaates Jugoslawien erhoffen sich die Albaner jedoch wieder die Herstellung ihrer alten Rechte. Dagegegen wollen die serbischen Nationalisten nicht nachgeben.
Der Führer der „Serbischen Erneuerungsbewegung“ im Kosovo, Vuk Draskovic, sprach am Samstag von einem „Krieg“ zwischen Serben und Albanern. „Als ernsthafte Menschen müsen wir mit dieser Möglichkeit rechnen“, sagte der Nationalist.
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