: Filter statt Fregatten
■ Stiftung erwartet vom Senat Geld statt guter Worte
„Alle reden von der Rüstungskonversion, aber keiner praktiziert sie“, faßte Christoph Butterwegge, Vorstandsmitglied der Bremischen Stiftung für Rüstungskonversion und Friedensforschung, gestern das Dilemma der Abrüstungsdebatte zusammen. Am Samstag soll jetzt einmal mehr über Rüstungskonversion geredet werden. Bei einem Workshop wollen die Stiftungsmitglieder von Bremer Politikern nun endlich erfahren, welche Beiträge sie zur Umstellung von Rüstungs- auf Zivilproduktion leisten wollen. Eingeladen waren ursprünglich auch Vorstandsmitglieder der Rüstungsschmieden Vulkan und Krupp Atlas. Aber sowohl Vulkan -Chef Hennemann als auch Krupp-Atlas-Vorstand Triebold ließen sich „aus Termingründen“ entschuldigen.
Nun muß sich Wirtschaftssenator Uwe Beckmeyer vermutlich allein anhören, was die Konversions-Stifter, die immerhin die Senatoren Kröning, Scherf und Sakuth zu ihren Mitgliedern zählen, vom Bremer Senat erhoffen. Ihre Forderungsliste ist nicht nur lang, sie kostet auch Geld.
Zum einem erwartet der Stiftungsvorstand, daß der Senat nach dem Vorbild des Bremer Energiebeirats endlich auch einen „Konversionsbeirat“ einberuft, der ihm den Weg zu einem rü
stungsproduktionsfreien Bremen weist. In ihm sollen Vertreter von Rüstungsunternehmen und Unternehmerverbänden mit Betriebsräten, Wissenschaftlern und Friedensaktivisten diskutieren, wie der Vulkan künftig ohne Fregattenaufträge und Krupp Atlas ohne die Produktion von Minensuchgeräten auskommen.
Wunsch-Ergebnis wäre ein Bremer Konversionsplan mit handfesten Umstellungsstrategien für die Unternehmen. Für seine Umsetzung wollen die StiftungsvorständlerInnen einen „Konversionsfond“ eingerichtet wissen. Rund 30 Mio. soll der Senat aus seinem Wirtschaftspolitischen Aktionsprogramm zur Verfügung stellen, um insbesondere mittelständischen Betrieben die Umstellung von Rüstungs- auf Zivilproduktion zu erleichtern. Zur Überprüfung der Konversions-Ideen erwartet die Stiftung schließlich die Gründung eines „Instituts für regionale Rüstungskonversion“ an der Bremer Uni.
Die vorläufigen Antworten des Senats sind am 30. Juni ab 9.30 Uhr im Gemeindezentrum Blockdiek, Günther Havemann -Straße 44 zu erfahren. Außer Uwe Beckmeyer haben auch der Wirtschaftswissenschaftler Rudolf Hickel und IG-Metall -Sekretär Manfred Muster ihr Erscheinen angekündigt.
K.S.
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