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BRD-Geldhäuser startklar: DDR-Finanzmärkte verteilt

■ Banken und Sparkassen haben ihre „Partner“ / Allianz schluckt Staats-Versicherung

Frankfurt/München/Ost-Berlin (taz/dpa/ap) - Mit Kooperationen, Joint-ventures, Minderheits- und Mehrheitsbeteiligungen sind alle wesentlichen Gruppen des Bank- und Sparkassensystems in der DDR unter der West-Haube gelandet. Zudem hat es die Allianz-Versicherung nun geschafft, die Kapitalmehrheit an der Staatlichen Versicherung der DDR zu erhalten.

Die 196 DDR-Sparkassen mit ihren 3.000 Zweigstellen wickeln 80 Prozent des Privatkundengeschäfts zwischen Rostock und Chemnitz (Karl-Marx-Stadt) ab. Von den BRD-Sparkassen werden die Schwesterinstitute mit Personal (500 Leute) und Technik (1.000 Personal Computer) unterstützt.

Die 95 „Genossenschaftskassen“ sind inzwischen zu Volksbanken umfirmiert; sie bringen es mit den 272 bäuerlichen Handelsgenossenschaften (3.000 Zweigstellen) auf einen Marktanteil von zehn Prozent. Auch diesen auf die ländliche Kundschaft spezialisierten Instituten geben die „Verwandten“ (Volks- und Raiffeisenbanken) aus der Bundesrepublik Hilfe - 50 Millionen DM für Personalaustausch und Umschulung und 100 Millionen DM an billigen Krediten.

Die Besitzstandwahrung im Privatkundengeschäft dürfte den Sparkassen und Volksbanken schwer fallen, denn die drei westdeutschen Großbanken locken vor allem mit zunächst gebührenfreien Privatkonten. Sie klotzen mit 300 eigenen Filialen in den Städten - dank zweier Gemeinschaftstöchter mit der DDR-Kreditbank, die früher ein Teil der Staatsbank war (siehe taz vom 28.6.).

Die Deutsche Bank als Nummer eins startet mit 140 Filialen, will die Zahl ihrer Zweigstellen später auf 250 ausweiten und dafür zwischen einer halben bis einer Millarde DM investieren. Mit der DDR-Kreditbank gründete sie die Tochter Deutsche Bank-Kreditbank AG, an der sie 49 Prozent hält; Ziel ist aber die Mehrheit.

Die Dresdner Bank als Nummer zwei geht mit 107 Filialen ins Rennen, darunter 72 von der Kreditbank. In der Endphase sollen es mehr als 150 Geschäftsstellen werden. Ähnlich wie die Deutsche Bank gründete sie mit der DDR-Kreditbank eine Tochter - die Dresdner Bank-Kreditbank AG - und stieg mit 49 Prozent ein.

Am schwersten hat es die Commerzbank als Nummer drei unter den Großbanken. Sie muß ihre 50 Stadtstandorte aus eigener Kraft - in Pavillons oder Bussen - aus dem Boden stampfen und plant für die künftig 50 festen Standorte 150 Millionen DM Investitionen ein.

Die Beiträge der Staatlichen Versicherung der DDR, bislang rund 7,5 Milliarden DM jährlich, landen künftig zu einem großen Teil bei der Allianz-Versicherung, dem größten europäischen Versicherungskonzern. Allianz-Chef Schieren gab bekannt, daß sein Haus 51 Prozent der Versicherung übernehmen wird (siehe auch taz vom 26.6.). Den Rest hält die Treuhandanstalt. Die Kartellbehörden hätten keine wettbewerbspoltischen Bedenken, sagte Schieren, denn die Konkurrenz werde sich mit eigenen Filialen in der DDR niederlassen. Die DDR-BürgerInnen, so Schieren, müßten auf jeden Fall mit Tariferhöhungen rechnen.

diba

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