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Der Sammler von Sammlungen

■ Blockadebrechers Äquator-Taufschein / Über das Sammeln im Quadrat

In der Oderstraße 74 in Bremen wohnt Paul Szylicki mit Frau und Kind und seinen Sammlungen. Er sammelt alles, was klein und nicht niet-und nagelfest ist. Aber aber eigentlich sammelt er Sammlungen. „Wenn es irgendwo etwas billig oder umsonst gibt, und Du hast drei Stück davon“, sagt Herr Zylicki, „dann ist das der Anfang einer Sammlung“.

So ging es Ihm mit den Hundemarken. Zwei fand er auf der Straße, eine bekam er geschenkt - schon hatte er wieder mal einen Grundstock für eine neue Kollek

tion. Paul Szylicki hortet Telefonkarten, Masken, Buddelschiffe, Legoautos, Schiffspost, Wurzelmännchen, Steiff-Tiere, Medaillen, Karten der BSAG, Tonfigürchen, Bierkrüge, Aufkleber und und und.

„Ich sammle auch für andere Sammler, um mit ihnen zu tauschen“, erklärt er, während er eine Sammlung Plastikkalender aus einer Schublade zieht. „Die sind für einen Tauschpartner, der mir dafür Telefonkarten gibt“.

Es gibt Sammlerclubs, Sammlerjournale, Sammlertreffs und

Fernsehsendungen für Sammler. Und Paul Szylicki ist ehrlich: „Also ganz offen: Alle Sammler spinnen doch ein bißchen, egal was sie sammeln.“ Ums Geld geht es ihm persönlich nicht, am liebsten sind ihm die Sammlungen, die keinen Geldwert haben, „aber schön müssen die Sachen sein und am besten kitschig“.

In seiner Wohnung sind die Wände behängt, volle Vitrinen wollen bestaunt werden, Regale und Borde sind dicht bestellt mit maritimen Sammelstücken. Seefahrt ist das besondere Thema

Paul Szylickis. „Du siehst ein kleines geschnitztes Boot und stellst Dir vor, wie es wäre, auf ihm zu fahren“, schwärmt er. Und dann kommen die Geschichten. Zu jedem Teil der Sammlung gibt es eine - oft fängt sie mit „vielleicht“ an. „Vielleicht hat diesen Nachweis über ein Seemannsbegräbnis der berühmte Kapitän X ausgestellt. Diese Unterschrift auf dem Äquator-Taufschein ist von dem berühmten Blockadebrecher.“

Sammeln heißt träumen. Nebenbei denke ich an meine eigene Sammlung von alten Fotos und Postkarten - so viel müßte neu geordnet werden. Wer sammelt eigentlich nicht irgendwas? Die frauenbewegte taz-Kollegin Susanne Paas sammelt Messer, Dolche, Degen. Das hätte man sich denken können. Weitere Recherchen in der Firma ergeben: Wollreste, Döschen, Zuckerstücke, Fußballbilder und Flummis.

Selbst die, die lange abstreiten, daß sie sammeln, rücken irgendwann mit der Wahrheit heraus. Kunstlichtschreiber Burkhard Straßmann: „Ich sammle nichts und auch keine ausländischen Münzen, aber gerade die, die sammeln sich dann bei mir.“ Wolfram Steinber

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