: Heiße Hosen im Wassereimer
Zur Zeit geht es bei uns zu wie im St.-Vinzenz-Krankenhaus in Düsseldorf. Überall riecht es nach Desinfektionsmitteln. Aus den einzelnen Zimmern sind leise winselnde Klagelaute zu vernehmen. Der Zimmerservice hat alle Hände voll zu tun, denn keiner ist mehr in der Lage, auf eigenen Beinen das Bett zu verlassen, geschweige denn den Speisesaal aufzusuchen. Auch das allmorgendliche Training mußte wegen mangelnder Beteiligung abgesagt werden. Was war geschehen?
Um die Zeit bis zum Viertelfinale totzuchlagen und zu verhin- dern, daß wir uns nicht noch mal an der Inneneinrichtung unseres Zimmers vergehen, hat sich die Direktion vom „Concordia“ einen besonderen Gag ausgedacht: Sie hatten Freikarten für den bekannten italienischen Star-Hypnotiseur Gino Ginelli besorgt, der sein mit rot-weiß-grün-Fahnen beschmücktes Zelt auf Don Piedros Bolzplatz aufgebaut hatte.
Für jede Abwechselung dankbar und mit dem uns angeborenen Sportsgeist beseelt, waren wir nur allzuschnell bereit, uns als erste Freiwillige dem großen Meister auf Gedeih und Verderb auszuliefern. Das wir in voll hypnotisierten Zustand, begleitet vom grölenden Gelächter des Publikums, die uns dargereichten Zitronen für die süßesten Früchte hielten und genüßlich verspeisten, ging ja noch in Ordnung. Peinlich wurde es, als man uns suggerierte, wir wären die einzigen Nackten im Zelt.
Die wahre Katastrophe geschah beim Programmhöhepunkt: Als wir gerade locker barfuß über glühende Kohlen liefen, riß uns ein Aufschrei aus dem Publikum auf halbem Weg aus der Hypnose. „Martha, Martha! Dat sind doch die Hosen!“ ertönte es im besten rheinischen Dialekt.
Plötzlich wurde uns verdammt heiß. Der Sprung in den rettenden Wassereimer am Ende des Parcours kam für uns alle zu spät. So gelangten wir in unserem Ort zu zweifelhaftem Ruhm und durften mit unseren Füßen im kühlen Naß stehend unsere ersten Autogramme schreiben! There's no business like showbusiness...
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen