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Kaum mehr Polen in West-Berlin

West-Berlin. Bevor der Visumzwang für polnische TouristInnen überhaupt offiziell eingeführt worden ist, sorgt offenbar die Gerüchteküche schon für den gewünschten Effekt: Seit gestern nacht ist die Zahl polnischer Reisender nach West -Berlin fast auf Null gesunken - ein fast menschenleerer polnischer Markt, ein vergleichsweise ruhiger Arbeitstag bei Aldi und Umsatzrückgang auf der Kantstraße waren die Folgen. Offensichtlich geht man in Polen davon aus, daß mit dem Wegfall der innerdeutschen Grenzkontrollen nun auch die Visumpflicht gilt.

Daß dem nicht so ist, bestätigte gestern noch einmal eine Sprecherin der Alliierten: Die alliierte Anordnung, die Staatsangehörigen von osteuropäischen Ländern die visumsfreie Einreise nach West-Berlin gestattet, ist noch nicht aufgehoben. Im Schöneberger Rathaus rechnet man nach Angaben von Senatssprecher Kolhoff mit einer Entscheidung in der nächsten Woche.

Auch in der polnischen Militärmission zeigte man sich ratlos angesichts des plötzlichen Reisestopps. Bereits in der Nacht zu Montag, so ein Mitarbeiter, der selbst gerade aus Polen zurückgekommen ist, sei am Grenzübergang kaum mehr Verkehr gewesen. Möglicherweise, so ein Mitglied des polnischen Sozialrates, zögern nun auch Busunternehmer in Polen wegen der Unklarheit über die Visumpflicht, Touristen zu befördern.

anb

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