piwik no script img

Nur 85 Richter ausgeschieden

■ Justiziminster: Kein rechtliches Instrument zur Richterablösung / Wünsche gegen § 218 und 175

Berlin (dpa) - Die Vorermittlungen der Justiz gegen frühere Politiker haben bisher nur zur Eröffnung eines Gerichtsverfahren gegen den früheren Vizeministerpräsidenten Werner Krolikowski geführt, der auch dem SED-Politbüro angehörte. Dies berichtete Justizminister Kurt Wünsche (ehemals Liberaler) gegenüber der 'Neue Welt‘. „Alle anderen Anklageschriften, die bisher vorlagen, mußten von den Gerichten wegen der nicht ausreichenden Beweislage an die Staatsanwaltschaft zur Nachermittlung gegeben werden“, sagte wegen seiner Vergangenheit umstrittene Wünsche. Er fügte hinzu, eigentlich sei ausreichend Zeit gewesen, um solide Ergebnisse zu erreichen.

Nach Angaben des Ministers sind 85 Richter (sieben Prozent), die vor allem im Bereich des politischen Strafrechts tätig waren, aus der Strafrechtsprechung oder überhaupt aus der Justiz ausgeschieden. Sie seien nach persönlichen Gesprächen aus eigenem Antrieb gegangen. Es gebe keine rechtlichen Instrumentarien zur Ablösung von Richtern, die in der Vergangenheit nach dem damals geltenden Recht entschieden haben, sagte Wünsche.

Der Justizminister versicherte, er werde im Zuge der Rechtsangleichung mit der Bundesrepublik alles tun, damit der Abtreibungsparagraph 218 und der Homosexuellenparagraph 175 der Bundesrepublik nicht Eingang in ein einheitliches deutsches Recht finde. Zum Parteiaustritt des umstrittenen

Justizministers siehe Seite 2

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen