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Herz schmeißen Seele raus

Tausend Kilometer haben wir gestern zurückgelegt, nur um einmal in unserem Leben Gäste bei einer rauschenden neapolitanischen Nacht zu sein. Statt dessen wurden wir Zeugen einer erstklassigen Beerdigungsfeier. Dabei fing alles so gut an.

Schon auf dem Weg ins Stadion war die Hölle los. Es war wie im Zirkus. Ganze Kleinfamilien fanden auf einem Moped Platz. Busse

und Bahnen waren so überfülllt, daß man im Verhältnis dazu eine Sardienbüchse schon als Großraumappartment bezeichnen könnte. Und die Straßen waren so verstopft, daß die Bürgersteige als weitere Spur herhalten und die Fußgänger sich wie Tarzan im Dschungel vorkämpfen mußten. Unter all diesen Menschen war nicht einer, der an einem Sieg der Azzuri gezweifelt hätte.

Diego schießt zwei Tore, Schillaci aber drei, wurde uns von einem Eismann klargemacht. Diego ist unser Herz, aber Italien ist unsere Seele, stand auf einem Strumpfband. Treffender kann man die Stimmung nicht beschreiben. Als Schillaci dann das 1:0 markierte, waren Spieler und Zuschauer mit ihren Gedanken längst beim Finale in Rom. Doch in der zweiten Hälfte wurde der Traum immer mehr zum Alptraum, der in blankem Entsetzen endete, als Maradona Italien aus dem Wettbewerb schoß. Nun erlebten wir doch noch ein historisches Ereignis. In Neapel war für mehrere Stunden keine Hupe zu hören. Die Stadt versank in tiefer Trauer. Italien hat ausgeforzat.

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