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Klischees gehören zum Theater

■ betr.: "Erwartete Turbulenzen", taz vom 11.7.90

BETR.: „Erwartete Turbulenzen“ („Idioten“ im R.A.M.M. Zata Theater), taz vom 11.7.90

Das war ja ein toller Verriß. Und ich Trottel weiß nichts bessers zu tun, als doch noch selbst hinzugehen und mir die „Idioten“ vors eigene Auge zu führen. Und siehe da, alles war ganz anders. Sitze ich doch tatsächlich da und bin erstaunt, amüsiert, ich gebe sogar zu, mich stellenweise ein wenig gegruselt zu haben. Was habe ich bloß falsch gemacht? Liegt's daran, daß ich mir nicht schon als Kind tagein, tagaus die fetten Horrorfilme reingezogen habe und ich noch nicht die Überdosis brauche, um zum „gewünschten Schockerlebnis“ zu kommen? Liegt's daran, daß ich nicht verzweifelt nach der Story des Stückes gesucht habe, wie gewisse TheaterwissenschaftlerInnen es halt mal zu tun pflegen? Und dann all diese bösen, bösen Klischees. Ich war gerade froh darum, denn ich hab echt keine Lust, erst noch vier Semester Psychologie studiert haben zu müssen, damit ich dummer Zuschauer die so ganz toll psychologisch ausgeprägten Figuren, die Dir anscheinend vorschweben, begreifen zu können. Und ich dachte immer, Klischees gehören zum Theater wie das Kalb zur Kuh. Aber macht ja nix, ich komm ja auch vom Land. (...)

Aber eines hat mich an Deinem Artikel schon sehr amüsiert: daß den Deutschen bei dem Wort Krankenhaus immer zuerst die Schwarzwaldklinik einfällt, und Du bringst es sogar noch auf den Punkt: „Hardcore-Schwarzwaldklinik“. (Eine tolle Metapher, wenn ich das mal ganz neidlos sagen darf.)

(...) Allen Lesern kann ich nur sagen: Hingehen! Ist gut, echt! (Warnung: Leider ist „Idioten“ von Zata für Hardcore -TheaterwissenschaftlerInnen nicht so gut geeignet!)

Michael Pöppl, Berlin (West)

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