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Ariane bringt Kopernikus-2 ins All

■ Fünf Monate nach dem letzten großen Knall von Kourou probieren's die Euro-Raketenbauer nochmal

Paris (taz/afp) - Nach einer fünfmonatigen Zwangspause für die europäische Trägerrakete startet eine Ariane 44-L in der Nacht zum Mittwoch vom Raumfahrtzentrum Kourou in Französisch-Guayana mit dem deutschen Fernmeldesatelliten DFS-Kopernikus-2 und dem direktstrahlenden französischen Fernsehsatelliten TDF-2. Die Rakete soll zwischen 0.25 und O1.14 Uhr MESZ abheben, sofern es nicht im letzten Augenblick zu Zwischenfällen kommt.

Für diesen 37. Flug steht die Betreibergesellschaft Arianespace unter Erfolgszwang, wenn sie im milliardenschweren Satellitengeschäft ihren bisherigen Marktanteil von 50 Prozent halten will. Sorge bereiten den Arianemanagern nicht nur die amerikanischen Raketen Titan, Delta und Atlas-Centaur, sondern immer mehr auch die Billigheimer aus China und der Sowjetunion. Der chinesische Träger „Langer Marsch“ hat bereits einen amerikanischen und einen pakistanischen Satelliten ins All geschossen, und im Zuge der Ost-West-Entspannung bietet sich amerikanischen Auftraggebern nun auch verstärkt die sowjetische Zenit -Rakete an. Die Konkurrenz ist damit noch deutlich schärfer geworden. Fehlstarts und Explosionen, mit denen Ariane in fast naturgesetzlichem Rhythmus in Trümmer und in den Pazifik fällt, werden in ihren Auswirkungen immer gravierender.

Einen empfindlichen Rückschlag hatte die kommerzielle europäische Raumfahrt erst vor fünf Monaten mit dem fünften Fehlstart innerhalb von zehn Jahren hinnehmen müssen. Eine Ariane 44-L war in der Nacht zum 23. Februar mit zwei japanischen Satelliten 101 Sekunden kurz nach dem Start explodiert. Es war der fünfte „Totalausfall“ bei 36 Ariane -Starts. Ursache war ein verknoteter Stofflappen in der Kühlwasserzufuhr eines der vier Triebwerke. Offiziell wurden dafür Mängel bei der Kontrolle verantwortlich gemacht. Es gab aber eindeutige Berichte über Sabotage, die bis heute nicht überzeugend widerlegt werden konnten. Arianespace hat jetzt die Sicherheitsüberprüfungen deutlich verstärkt. Auch dies erhärtet eher die These, daß der Stofflappen nicht zufällig in den Kühlrohren vergessen worden ist.

Die 60 Meter hohe Ariane 44-L ist mit ihren zwei Feststoffboostern und zwei Zusatzraketen mit Flüssigtreibstoff das bisher schubstärkste Modell der europäischen Raketenserie. Wenn die Technik diesmal reibungslos funktioniert, wird zuerst der französische TDF 2 und dann Kopernikus-2 ausgesetzt. TDF-2 wird als Reserve für den im Oktober 1988 ins All gebrachten TDF-1 dienen, einem Schwestersat elliten des deutschen TV-Sat. Das deutsch -französische Satellitensystem strahlt TV-Programme in der neuen europäischen Fernsehnorm D2-MAC aus, die als Vorstufe zum künftigen High Definition Television (HDTV) mit kinoreifer Bild- und Tonqualität gilt. Der DFS-Kopernikus-2 der Deuschen Bundespost wird für die Bild-, Text- und Datenkommunikation eingesetzt. Die elf Kanäle können wahlweise oder mehrfach genutzt werden. Kopernikus-2 soll wie die Post mitteilt, verstärkt dem „zügigem Ausbau der Telekommunikations-möglichkeiten in der DDR“ zugutekommen. Der 1,42 Tonnen schwere Satellit diene dem Ausbau des Telefonsystems. Ursprünglich für West-Berlin gedacht, soll Kopernikus-2 jetzt bei der Modernisierung und Eingliederung des DDR-Telefonnetzes helfen. Bisher nutzt die Deutsche Post der DDR das sowjetische System Intersputnik zur Telefonübertragung.

So ganz traut allerdings auch die Post ihrem Träger nicht über den Weg. In ihrer Einladung zur Pressekonferenz anläßlich des Ariane-Starts hat sie schon mal vorgesorgt. In einem „PS“ heißt es: „Sollte sich der Start verzögern, erhalten Sie eine neue Einladung“.

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