: Die Spagatübung der Bauernpartei ist gescheitert
Berlin (dpa) - Noch während die Journalisten vor den Türen der SPD-Fraktionssitzung den endgültigen Bruch der DDR -Regierungskoalition erwarteten, gaben am Dienstag drei der neun Abgeordneten der Bauernpartei (DBD) ihren Übertritt zur SPD bekannt. Vor einem Monat hatte der Vorstand der DBD den Mitgliedern noch den Übertritt zur CDU empfohlen. Die drei abtrünnigen Abgeordneten, darunter auch der Vorsitzende des Landwirtschaftsausschusses der Volkskammer, Hans Watzek, betonten, ihre Entscheidung stehe in keinem Zusammenhang mit der gegenwärtigen Regierungskrise. Die Statistiker dagegen ermittelten, daß Ministerpräsident de Maiziere für den Fall des Bruchs der Koalition im Parlament nun nicht mehr die erforderliche Mehrheit von 200 Stimmen besitzt. Ohne SPD (88 Sitze) und Liberale (22) verblieben den Koalitionspartnern CDU (163), Demokratischem Aufbruch (DA/4) und DSU (22) zusammen nur noch 189 Stimmen. Doch diese Überlegungen sind rein rechnerischer Natur, die praktische Politik vollzieht sich in der DDR nach einer anderen Mathematik. Die Entscheidung für ein Zusammengehen mit der CDU stellte die Bauernpartei von Anbeginn vor eine große Belastungsprobe. Die einstige Blockpartei galt stets als links von der Mitte, so daß dieses Votum Überraschung auslöste. Angesichts schwindender Mitgliederzahlen und einem schwachen Abschneiden bei den Parlamentswahlen, reifte im Vorstand die Erkenntnis, daß die Bedeutung der Partei als eigenständiger politischer Kraft rapide sinken würde.
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