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Kreuzberg Hauptstadt Deutschlands

■ Herrn Ministerpräsidenten Max Streibl, Prinz-Carl-Palais, 8000 München 2, Bayern - von der Bürgerinitiative „Hauptstadt Kreuzberg“, Kreuzberg bei Berlin

OFFENER BRIEF

Sehr geehrter Herr Ministerpräsident!

Mit Bestürzung haben wir ihre gestrige kreuzbergfeindliche Äußerung in der Hauptstadtfrage zur Kenntnis genommen - und dies just an einem Tag, an dem wir unsere Initiative „Kreuzberg - die künftige Hauptstadt aller Deutschen“ der Welt präsentieren wollten. Wir bitten Sie dennoch, unsere Argumente noch einmal zu prüfen, eint uns doch die Kernposition: Berlin darf nicht Hauptstadt werden.

Für Kreuzberg dagegen spricht vieles. Mitten zwischen Ost und West gelegen, bietet unsere Kommune Überschaubarkeit, Weltstadtflair und dörfliche Idylle. Schwaben, Bayern und neuerdings auch Sachsen ziehen traditionell gerne in unseren Kiez.

Folgende Planung haben wir nach einer Machbarkeitsstudie nun entwickelt: Der Bundestag könnte ins ehemalige Bethanienhospital eingeliefert werden. Herr von Weizsäcker residiert gegenüber am Mariannenplatz (künftig Marianne -Strauß-Platz) in der dortigen Kirche und könnte von hier aus zu Fuß binnen Minuten mit Staatsbesuchern zu Gedenkfeiern in den nahen Zentralen des Naziterrors aufbrechen. Sicher ist schon jetzt, daß der Bundespräsident seine volkstümlichen Gartenfeste künftig am Lausitzer Platz veranstalten könnte. Der Herr Bundeskanzler wiederum bezieht das sogannte Neue Kreuzberger Zentrum (NKZ), einen eleganten zehngeschossigen Komplex (Hubschrauberlandeplatz!) im Herzen unser Stadt, direkt am künf tigen U-Bahnhof Oggersheimer Tor. Bundesminister Kiechle be kommt den Kinderbauernhof, Graf Lambsdorff die Eisenbahnmarkt halle.

Die übrigen künftigen Reichsministerien stellen wir uns an der Wrangelstraße (Adenauerallee?) vor, was allerdings dort einen Teilabriß zur Folge hätte. Exklusiv wäre auch die Unterbringung der Botschaften. Als eine Art Park Avenue könnten sie entlang der Wiener Straße angesiedelt werden an deren Ende auf dem Bolle-Filetgrundstück am Görlitzer Park umsichtige MitbürgerInnen bereits vor drei jahren für einen repräsentativen Bauplatz für die künftige Bayerische Landesvertretung gesorgt haben.

Was nun ihre Angst vor dem „Straßenmob“ anbelangt, so seien sie versichert, daß allein die notwendigen Baumaßnahmen diesen vertreiben dürften.

Mit einem herzlichen Pfüet Eahna

Ihre Bürgerinitiative „Haupt stadt Kreuzberg“

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