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IWF-Kommission prüft Brasiliens Kreditwürdigkeit

Brasilia (dpa) - Erstmals nach Amtsantritt des neuen brasilianischen Präsidenten Fernando Collor de Mello im März traf jetzt eine vierköpfige Delegation des Internationalen Währungsfonds (IWF) in Brasilia ein, um die Daten der brasilianischen Wirtschaftsentwicklung zu untersuchen. Ziel der Regierung ist, mit dem IWF einen neuen Vertrag zu schließen, um die angeschlagene Kreditwürdigkeit des größten lateinamerikanischen Landes zu verbessern.

Die IWF-Kommission dürfte vor allem die Inflationsentwicklung und die Situation bei den Staatsausgaben unter die Lupe nehmen. Brasiliens Wirtschaftsministerin Zelia Cardoso de Mello hat für 1990 einen Überschuß im Haushalt von 1,22 Prozent des Bruttosozialprodukts angekündigt, nachdem es im Vorjahr noch ein Defizit von rund acht Prozent gegeben hatte. Die Haushaltsplanung beruhte auf der Annahme, daß es seit Mai in Brasilien keine Inflation mehr geben und die Wirtschaft stagnieren würde. Nach der harten Sanierungspolitik in den ersten vier Regierungsmonaten konnte die Inflation zunächst gestoppt werden. Seit Mai stieg die Preissteigerungsrate wieder von monatlich fünf Prozent auf 13 Prozent im Juli. Außerdem wird mit einer rückläufigen wirtschaftlichen Entwicklung gerechnet, so daß der geplante Haushaltsüberschuß schwerlich zu erreichen sein dürfte.

Das mit rund 110 Milliarden Dollar verschuldete Brasilien zahlt seit über einem Jahr nur noch einen Teil der Zinsen. Um mit den Gläubigern einen Stundungsvertrag auszuhandeln, ist vorher eine Übereinkunft mit dem IWF nötig, die mit wirtschaftspolitischen Auflagen verbunden ist. Auch eventuelle neue Kredite hängen von einer solchen Übereinkunft ab.

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