: Trübes Ende für DDR-Diplomatie
■ Nur ein Teil der bei der Auflösung des Außenministeriums gekündigten Mitarbeiter kommt in den gesamtdeutschen öffentlichen Dienst / Diplomatischer Dienst im Ausland wird ausgedünnt
Berlin (dpa/taz) - Außenminister Meckel hat die personelle Auflösung seines Amtes einleiten lassen und im „Weißen Haus“ am Marx-Engels-Platz unter den über 750 Beamten einen Schock ausgelöst.
Ebenso wie die anderen Mitarbeiter in den meisten Ministerien und Behörden der DDR haben die Diplomaten eine vage Perspektive, in ihrem Beruf weiterarbeiten zu können. Nur ein Teil der Außenpolitiker (früher Parteiarbeiter auf außenpolitischem Gebiet) werde nach der Auflösung des Hauses am Jahresende in den öffentlichen gesamtdeutschen Dienst übernommen werden. „Es wird nicht einfach“, sagte er angesichts bevorstehender Entlassungen. „Wir müssen den Tatsachen ins Auge sehen.“ Über den Anteil der Ministerialbeamten, der später in den gesamtdeutschen öffentlichen Dienst übernommen wird, werde verhandelt. Ein Programm biete den Mitarbeitern „Umschulungs- und Überleitungsprogramme“ an, ein Personalausschuß soll gebildet werden. Dieser wird festlegen, wer „von einem gesamtdeutschen Auswärtigen Amt übernommen werden kann und soll“, sagte Meckel. Aus einer Hausmitteilung des Außenministeriums geht nach Angaben der 'Berliner Morgenpost‘ hervor, daß sich jeder Mitarbeiter nach Erhalt eines Kündigungsschreibens persönlich beim Arbeitsamt melden solle. Die Einbeziehung des Gekündigten „in eine vom Betrieb organisierte Umschulungsmaßnahme“ sei „nicht möglich, sondern ... nur die Einreihung in die entsprechende Meldeliste des Arbeitsamtes“, welches individuell „die Qualifizierungswürdigkeit“ prüfe. Für das Schreiben ist nach Angaben der Zeitung der Bruder des Außenministers, Hans -Martin Meckel, als Personalchef verantwortlich. Meckel habe erklärt, so das Blatt, günstiger sei wohl eine Verfahrensweise mit Kurzarbeit. Dann sei die Teilnahme an Umschulungslehrgängen des Betriebes ohne individuelle Bearbeitung durch das Arbeitsamt möglich.
Schon seit einigen Monaten wird das diplomatische Personal im Ausland ausgedünnt, keine neuen Botschafter mehr ernannt. Die ranghöchsten Diplomaten der Botschaft werden dann als Geschäftsträger ernannt. Die Chancen, neue Botschaften zu eröffnen, so in Israel, nimmt die DDR nicht mehr wahr.
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